Der Heilige Veit

Der Heilige Veit – der Namenspatron unserer Gemeinde Veitsbronn

Die Darstellungen des Heiligen Veit

In unserer Kirche ist der Hl. Veit auf den drei linken Seitenaltären, insgesamt viermal. dargestellt; besonders schön im Veitsaltärchen und auf dem Barbara-Altar. Er wird uns als Jüngling mit den Attributen - einem Buch und dem Hahn darauf - gezeigt. Das Buch ist sicher die Bibel, der Hahn ein Zeichen der Wachsamkeit und Stärke. Veit gehört zu den Vierzehn Heiligen (= "Nothelfern"), die auf den Tafelbidern des Barbara-Altars abgebildet sind! Wer sind diese "Nothelfer"?

Sie haben zwei kennzeichnende Gemeinsamkeiten:

a) Es handelt sich um Menschen, die in der Zeit der Christenverfolgung um 300 n.Chr. im römischen Reich gelebt haben und als Märtyrer starben, weil sie nicht den römischen Kaiser als Gott anbeteten, sondern Christus.

b) Diese 14 Heiligen wurden in unserer Gegend von der ländlichen Bevölkerung um gutes Wetter für die Saat und Ernte, gegen Viehkrankheiten und bei leiblichen und seelischen Nöten angerufen.

Am bekanntesten für die Verehrung dieser Nothelfer ist die Basilika bei Staffelstein, die "Vierzehnheiligen" heißt - und ganz sicher fällt ihnen dazu auch gleich das "Frankenlied" mit seinem Text "Zum Heiligen Veit von Staffelstein bin ich empor-gestiegen..." ein. Wie passt das mit der mittelalterlichen Sage zusammen, die in Veitsbronn erzählt wird, dass der Hl. Veit hier als Augen- und Vieharzt gewirkt hat?

Die Veitslegende

Es gibt für den Heiligen Veit (Vitus) eine Lebenslegende 1), wie für alle Heiligen, die sicher einen wahren Kern hat und die etwa um 600 n.Chr. auch schriftlich festgehalten wurde. Vor allem wurde sie aber mündlich weitererzählt, denn dieser Heilige war etwas Besonderes! Vielleicht wurde sie dabei auch ein wenig verändert, aber sie hat einen wahren Kern.

Veit wurde etwa um 290 n.Chr. in Mazzara, einer Stadt an der Westküste Siziliens geboren. Er war der Sohn eines römischen Beamten namens Hylas. Der Vater betete den römischen Kaiser als Gott an. Der junge "Vitus" hat als 10-jähriger von Christus erfahren und betete diesen an. Das widersprach dem Glauben seines Vaters und deshalb ließ der Vater seinen Sohn auspeitschen. Aber den Peinigern erstarrten die Arme, und erst durch das Gebet des Vitus wurden sie wieder geheilt. Er wurde von seinem Vater in einen dunklen Kerker geworfen, aber das Licht der Engel erschien, so daß seine Peiniger geblendet wurden! (Hier merkt man schon den Bezug zur mittelalterlichen Sage: Heilung von Augenleiden!).

Der Jüngling Vitus konnte wegen seines Glaubens nicht mehr in seinem Elternhaus bleiben. Deshalb nahmen sich Pflege-Eltern (Paten!), namens Modestus und Crescentia, um ihn an und flohen mit dem Jungen im Schiff nach Süditalien (Lucanien). Sie lebten am Fluss "Siler" und die Gebete des Vitus bewirkten viele Wunder. Davon hörte auch der Kaiser Diokletian in Rom (um 300 n.Chr.!), der einen kranken Sohn hatte: er litt an Fallsucht (eine Form der Epilepsie). Vitus kam an den Hof des Kaisers und betete für den kranken Jungen. Dieser wurde tatsächlich geheilt! Deshalb wird diese Krankheit im Volksmund "Veitstanz" genannt. Nach dieser Heilung behauptete der Kaiser, dass es die Kraft seiner Göttlichkeit war, die diesen Erfolg brachte. Der junge Veit aber blieb beim Glauben an die Kraft seines Gebetes zu Christus, so dass der Kaiser zornig wurde und ihn mit Gewalt zwingen wollte, von seinem Glauben abzulassen. Er ließ den Jüngling Vitus in heißes Öl stecken, doch dieser entstieg diesen Quälereien unversehrt. Daraufhin ließ der Kaiser den Vitus vor die Löwen werfen, doch Vitus betete und so waren die Löwen ganz zahm und leckten ihm die Füße ab (Bezug zur Sage: Veit wirkte als Vieharzt!).

Die Lebenslegende ist oft noch mit weiteren Qualen, die der Vitus zu erleiden hatte, ausgeschmückt. Doch sie endet damit, daß der Veit sehr jung starb und mit seinen Pflege-Eltern Modestus und Crescentia in den Himmel aufgenommen wurde.

Die Ausbreitung der Veitsverehrung

Der Heilige Veit hat also niemals in Veitsbronn gewirkt. Sondern seine Anbetung und die Ausbreitung der Veitsverehrung ist nur mit der Heiligenverehrung zu erklären:

Als im 8. Jahrhundert die Christianisierung der Franken erfolgte, wurden dafür Zeichen gefordert. Es entstand der Brauch, den wir heute Reliquienverehrung nennen. Teile von Körpern oder Kleidungsstücken wurden in kostbaren Behältnissen mit Gold und Silber verziert, bei der Missionierung als "Beweise" gezeigt.

So erkaufte sich auch ein reicher Mann aus Paris das Recht die "Gebeine" des Heiligen Veit aus Italien nach Paris zu holen. Diese Überführung geschah im Jahr 775. Die Gebeine wurden in einem Reliquienschrein im Kloster Saint Denis im Norden von Paris aufbewahrt. Ein Abt des Klosters Saint Denis, wurde wegen einer "Schuld" an die damalige Ostgrenze des Frankenreiches, ins Kloster Corvey, nahe der Stadt Höxter an der Weser, verbannt. Weil er dort gut behandelt wurde und wieder nach St. Denis zurück durfte, schenkte er die Gebeine des Heiligen Veit dem Kloster Corvey - heute in Norddeutschland gelegen. Im Jahr 836 wurde in einer aufwendigen Prozession der Reliquienschrein von Paris nach Corvey überführt. Auf diesem Weg sollen viele Wunder geschehen sein, so daß die Veitsverehrung noch gesteigert wurde.

Das Kloster Corvey, in dem heute noch der Reliquienschrein des Hl. Veit steht, entwickelte sich um 1000 n.Chr. zum Mittelpunkt der Heiligenverehrung für die Frankenkönige und hat eine Schlüsselstellung für die Veitsverehrung.

Was hat das mit Veitsbronn zu tun und wie kam Veitsbronn zu seinem Namen? Es gibt keine Urkunde, und auch kein anderes Dokument über die Namensgebung von Veitsbronn oder über die Weihe der Kirche. Es ist anzunehmen, dass die Veitsverehrung von Corvey aus auch an den fränkischen Königshof nach Herzogenaurach kam. Und im Gebiet dieses Königshofs2) erhielt ein Ort - oder eine Kirche - zu Ehren des Heiligen Veit dessen Namen. (In Bayern gibt es 199 Orte und Kirchen, die nach dem Heiligen Veit benannt sind!)

Als ein Indiz für diesen Weg der Ausbreitung der "Veitsverehrung" kann gelten, daß die Altarbilder in Corvey den Heiligen Veit mit Buch (=Bibel) und einem Vogel (=Adler) darauf zeigen3), fast genau wie in unserer Kirche.

Im Mittelalter entwickelte sich in Veitsbronn daraus die Sage, daß der Heilige Veit mit dem Wasser der Veitsquelle am Fuße des Kirchbergs als Wunderarzt wirkte.

Der Gedenktag des Heiligen Veit ist der 15. Juni. Dieser Tag galt früher als Sommersonnenwende. Für das Jahr 1414 ist bezeugt, daß an diesem Tag die Kirchweih in Veitsbronn stattfand 4).

Heutzutage wird die Veitsbronner Kirchweih am Sonntag nach Maria Himmelfahrt (15.8.) im August gefeiert, was darauf hinweist, daß später offensichtlich die Marienverehrung und die Wallfahrten zum Marien-Altar in den Vordergrund traten!

Literatur:
  1. Die Legenda aurea. Aus dem lateinischen übersetzt von Richard Benz, Verlag Lambrecht. Schneider, 1997
  2. Rektor a.D. Hofmann, (+) Gemeindebrief der evang. Kirchengemeinde Veitsbronn, Aug./Sept 1987
  3. Johann Feder, Robert Stahl, Gemeindebrief der evang. Kirchengemeinde Veitsbronn, Juli 1988
  4. Schöffel, Das Archidiakonat Rangau am Ausgang des Mittelalters, Uni Erlangen 1939

Wetterregeln:

Nach Sankt Veit (15. Juni)
ändert sich die Zeit,
alles geht auf die andre Seit.

Oh Heiliger Veit, oh regne nicht,
daß es uns nicht an Gerst' gebricht.

Wer Veit nicht traut,
der baut kein Kraut.

(Mündl. Georg Ziegler, Büchenbach bei Pegnitz)

Heiliger Veit,
treib das Gewitter so weit

(Mündl. aus Rottendorf bei Würzburg 1996)

Sankt Vit
bringt Fliegen mit.
Wer den Lein sät nach St. Vit (= 15.6.)
geht mit der Saat quitt.
Wer ihn sät nach Medar (= 8.6.)
ist ein Narr.

Autor: Johann Feder

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