Wendelstein Landkreis Roth

Wendelstein im Landkreis Roth

Man weiß erst seit 1984 von den Menschen, die ganze 3.300 Jahre vorher, nämlich in der Spätbronzezeit, dort lebten, wo heute 16.000 Menschen ihr Zuhause haben. Die Besiedelung entlang des Flusses Schwarzach begann nämlich bereits 1300 v. Chr., während der Ort seine erste urkundliche Erwähnung im Jahr 1259 nach Christus erhielt. Der Ort, von dem hier die Rede ist und wie er sich heute darstellt, heißt Markt Wendelstein und liegt in Mittelfranken, südlich von Nürnberg im schönen Schwarzachtal.

Stein oder Volksstamm?

Vermutlich hat auch das liebliche Flüsslein Schwarzach etwas mit der Namensgebung zu tun, denn man vermutet, dass „der sich um einen Stein wendende Fluss“ zur heutigen Ortsbezeichnung führte. Es könnte aber auch sein, dass die Wenden, ein slawischer Volksstamm, ihre Verewigung durch die Benennung eines Ortes nach ihnen erhielten. Nachdem sich bei dieser Frage auch Historiker nicht einig sind, muss auch an hiesiger Stelle keine Antwort darauf gefunden werden. Auf jeden Fall gibt es in Wendelstein den Wendenbrunnen, der wohl von einem Verfechter der Wenden-Theorie so benannt wurde. Und eine Wende im Flusslauf gibt es auch, in deren Mitte sich ganz bestimmt auch ein Stein finden lassen würde.

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Vergangene Zeiten und Sehenswürdigkeiten

Viel interessanter als vage Vermutungen, sind die historischen Tatsachen. So ist belegt, dass sogar schon in der Steinzeit die Menschen den schönen Ort als ihren Wohnort wählten, wo der Fluss eine Schleife macht. Dort wurde - sehr viel später – auch der fränkische Tafelhof erbaut, der als Keimzelle für das spätere Wendelstein gilt und auf das Steinhauerhandwerk hinweist, das viele Jahrhunderte lang in Wendelstein Tradition hatte.

Die heutige Wehrkirche St. Georg ist eine Fortentwicklung der ersten Kapelle, die schon 1325 erbaut wurde und als Königshofkapelle bezeichnet wurde. Dass sie zur Wehrkirche ausgebaut wurde, deutet darauf hin, dass es Grund zur Verteidigung gab, denn die weit verbreiteten, burgähnlichen Kirchenbauten waren im Mittelalter auch als Schutz für die Bevölkerung gedacht.

Als Sehenswürdigkeit für anreisende Touristen oder Wochenendausflügler aus dem Raum Nürnberg-Fürth-Erlangen und dem restlichen Mittelfranken gilt aber auch eine andere Kirche, nämlich die Allerheiligenkirche in Kleinschwarzenlohe, das zum Gemeindegebiet Markt Wendelstein gehört. Die besagte Allerheiligenkirche birgt nämlich einen Schatz, der im Fränkischen etwas Besonderes darstellt: Der Altar wurde vom berühmten Tilman Riemenschneider geschaffen! Ein anderer Altar von einem ebenso namhaften Künstler befindet sich in der evangelischen Kirche St. Georg in Wendelstein. Hans Süß von Kulmbach schuf im Jahre 1510 einen bedeutenden Altar, der nach seiner Restaurierung nun die Seitenkapelle von St. Georg schmückt.

Wenn man schon auf Sightseeing gehen möchte, lohnt sich auch ein Ausflug in das, ebenfalls zum Markt Wendelstein gehörende Röthenbach bei St. Wolfgang. Dort befindet sich das Schloss Kugelhammer, das mit Sicherheit Beachtung verdient. Wie der Name vermuten lässt, geht die Gründungsgeschichte auf ein Hammerwerk in der Nähe zurück, in welchem vornehmlich eiserne Kugeln hergestellt wurden. Die Verwendung dieser Kugeln wird wohl unrühmlichen Zwecken gedient haben, nichtsdestoweniger hatte das gleichnamige Schloss eine friedliche Geschichte. Wer sich ein wenig damit befasst, wird feststellen können, dass es eine Stiftung aus dem Jahr 1713 gibt, welche die Besitz- und Verwalterverhältnisse bis zum heutigen Tag regelt. Aus diesem Grund ist der gegenwärtig älteste männliche Nachkomme der Nürnberger Patrizierfamilie Volckamer sowohl Besitzer als auch Verwalter von Schloss Kugelhammer.

Naturliebhaber kommen in Wendelstein ebenso auf ihre Kosten, noch dazu, wenn sie auch historisch interessiert sind. Der Ludwig-Donau-Main-Kanal führt nämlich mit einem Teil seiner Gesamtstrecke durch das Gebiet der Gemeinde Wendelstein. Es gibt sogar mit der Lände Wendelstein eine Anlegestelle. In diesem Zusammenhang sollte auch der Gauchsbach-Brückkanal seine Beachtung finden.

Wendelstein und sein Jazz Festival

Es gibt aber auch noch einen weiteren Grund, eine Reise nach Wendelstein/Mittelfranken anzutreten. Musikfreunde aus aller Welt kommen jährlich in den beschaulichen Ort und verwandeln ihn zusammen mit den auftretenden Künstlern zum New Orleans Jazz Festival. Seit einigen Jahren heißt das Jazz Festival blues & jazz open Wendelstein. Das Publikum ist genauso international, wie die Künstler. Zusammen mit der Musik ergibt sich ein Hauch von New Orleans, der auch nach der Namensänderung deutlich spürbar durch die Straßen von Wendelstein weht. Zur Eröffnung Ende April wird jedes Jahr eine Parade abgehalten, die alleine schon als Attraktion gilt. Die Besucher des Festivals kommen von weit her und es gibt sicher einige darunter, die Wendelstein für sich alleine – ohne Jazz Festival - mindestens genauso attraktiv finden.