Laufer Schlagturm

Der Laufer Schlagturm in Nürnberg

Fährt man über die Äußere Laufer Gasse in die Nürnberger Innenstadt, fährt man durch den Laufer Schlagturm hindurch. Dieser Laufer Schlagturm ist ein auffallendes Sandsteingebäude, welches damals ein Teil der Stadtumwallung war. Das Bauwerk hat seinen Namen durch die im Turm beheimatete Uhr, der sogenannten Schlaguhr, erhalten.

Heute ist es nicht mehr vorstellbar, dass in einem Haus bzw. einer Wohnung keine Uhr vorhanden ist. Bis vor wenigen Jahrhunderten bzw. bis zur Erfindung der Taschenuhr (s. auch: Nürnberger Ei) durch Peter Henlein hatten die Menschen keine eigene Uhr in ihren eigenen vier Wänden. Daher war man auf die an den Häuserfassaden angebrachten Sonnenuhren angewiesen. Die Uhrzeit erfuhr man zu jener Zeit aber auch durch die Kirchturmglocken, welche durch Wächter jeweils zur vollen Stunde angeschlagen wurden. Diese Wächter nannte man auch Türmer. Ab dem Jahr 1388 waren auf der Nürnberger Lorenzkirche und der Sebalduskirche Wächter positioniert, die die Kirchturmglocken jeweils zur vollen Stunde anschlugen. Ab dem Jahr 1488 hatte neben dem Weißen Turm, der heute Eingang der gleichnamigen U-Bahn-Haltestelle ist, auch der Laufer Schlagturm seinen eigenen Türmer. Jene Schlaguhr gab dem Laufer Schlagturm ihren Namen, der bis heute erhalten ist.

Interessant ist, dass damals die Uhr nach der „Nürnberger Uhr“ geschlagen wurde. Die Nürnberger Uhr hat wenig mit der heutigen Zeiteinteilung zu tun. Ihr lag eine komplizierte Zeitrechnung zugrunde, die nach Sonnenaufgang und Sonnenuntergang berechnet wurde.

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Die Historie des Laufer Schlagturms

Der Laufer Schlagturm entstand als Stadtturm etwa um das Jahr 1250. Etwa 250 Jahre später, im Jahr 1508, wurde der Stadtturm um weitere zwei Geschosse aufgestockt. In diesem Jahr wurden durch die Erweiterungen auch Verstärkungspfeiler angebracht, die noch heute sichtbar sind. Jene Verstärkungspfeiler trennen heute die Straßenspuren, welche in die bzw. aus der Innenstadt führen.

Dass der Laufer Schlagturm heute noch erhalten ist, ist nicht selbstverständlich. Denn dem Gebäude drohte der Abriss, als Nürnberg an Bayern überging. Am 11.11.1809 wurde durch den damaligen Polizeidirektor Christian Wurm der Vorschlag unterbreitet, den Laufer Schlagturm abzureißen, da dieser seiner Ansicht nach keinen Nutzen mehr hatte. Selbst die Schlaguhr war nach Auffassung des Polizeidirektors, der zugleich auch den Weißen Turm abreißen lassen wollte, entbehrlich.

In der Folgezeit musste der damalige Türmer aus dem Laufer Schlagturm ausziehen und im Februar 1811 begann man tatsächlich schon mit der Abtragung des Schlagturms. Doch die Nürnberger leisteten sofort Widerstand und kämpften um ihren Laufer Schlagturm. Verstärkt wurde der Widerstand dadurch, dass die Bevölkerung von dem geplanten Abriss des Gebäudes im Vorfeld gar nicht informiert wurde. Mehrere hundert Bewohner Nürnbergs unterschrieben eine Petition und sandten diese nach München. Und diese hatte Erfolg. Bereits am 09.04.1811 hatte Ansbach die Weisung gegeben, die Abbrucharbeiten mit sofortiger Wirkung einzustellen. Die Verantwortung für die bis dahin erfolgten Beschädigungen hatte die Polizeidirektion zu tragen.

Der Türmer konnte wieder in den Laufer Schlagturm einziehen und nahm schließlich am 14.05.1811 wieder seine Arbeit auf. Auch heute noch teilt die Uhr im Laufer Schlagturm allen Bewohnern in der Umgebung die aktuelle Uhrzeit mit, wenn auch die Uhr heute nicht mehr „von Hand“ betrieben wird.