Schuldturm Nürnberg

Der Schuldturm in Nürnberg

Bei der Insel Schütt in Nürnberg in der Nähe des Heilig-Geist-Spitals befindet sich der Schuldturm. Dabei handelt es sich um ein historisches Gebäude, welches bereits im Jahr 1323 errichtet wurde.

Ursprünglich gab es an diesem Ort in der Sebalder Altstadt einmal zwei Schuldtürme; diese beiden Schuldtürme waren durch die Heubrücke – damals hieß die Brücke noch Schuldturmbrücke – verbunden. Die beiden Türme gehörten zur damaligen Stadtbefestigung. Wie der Name „Schuldturm“ bereits verrät, waren darin die Schuldigen bzw. die Schuldner untergebracht. Die Türme dienten also als Sondergefängnis. Dass es damals zwei Schuldtürme gab hat damit zu tun, dass die Gefangenen nach den Geschlechtern getrennt waren. In einem Turm waren die Frauen untergebracht; dieser Turm wurde damals „Weiberschuldturm“ oder auch „Weibereisen“ bezeichnet. In dem anderen Schuldturm waren die schuldigen Männer untergebracht; entsprechend hieß dieser Turm „Männerschuldturm“ oder „Männereisen“, wurde aber teilweise auch als „Faulturm“ bezeichnet. Die Räume des Turmes waren wie Käfige ausgestattet, sodass die Eisenstäbe an den Fenstern und die Eisenketten den Namen „Weibereisen“ oder „Männereisen“ zu der damaligen Zeit prägten.

Der Nürnberger Schuldturm wurde unter der Leitung von Conrat Stromer, einem Nürnberger Baumeister errichtet. Zur Errichtungszeit der beiden Schuldtürme waren diese Bestandteil der Stadtmauer, der vorletzten Stadtbefestigung. Nachdem die letzte Stadtmauer errichtet wurde, wurden die Türme in die Gefängnisse umfunktioniert. In den Schuldtürmen wurden vor allem die Leute gefangen gehalten, die durch Beleidigung ehrbarer Leute oder angebliche Unzucht aufgefallen waren. Vor allem wurden aber Leute in den Schuldtürmen, in den sogenannten Schuldgefängnissen, aufgenommen, die ihre Zahlungsverpflichtungen nicht erfüllt hatten.

Der Frauenschuldturm wurde kurze Zeit, nachdem die Reichsstadt zu Bayern kam, abgerissen. Dabei handelte es sich um den südlich der Pegnitz erbauten Turm.

Um die Jahrhundertwende vom 18. in das 19. Jahrhundert hatte sich in dem Männerschuldturm ein Geldstock für Almosen befunden. Die Inhaftierten machten durch lautes Schreien auf sich aufmerksam, damit die Leute eine Gabe für sie gaben.

Der nördlich der Pegnitz errichtete Schuldturm präsentiert sich noch heute den Passanten und wird meist auch im Rahmen von Stadtführungen erwähnt. Allerdings muss in diesem Zusammenhang erwähnt werden, dass es sich bei dem heute zu besichtigenden Turm nicht im den Original-Schuldturm handelt. Dieser brannte nämlich gegen Ende des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1945 nach einem Bombenangriff vollständig aus und wurde originalgetreu wieder aufgebaut.

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Bekannte Inhaftierte

In dem Männerschuldturm waren nahezu insgesamt 600 Gefangene untergebracht. Unter den Inhaftierten waren auch bekannte Leute. Einer davon war beispielsweise ein gewisser Herr Schramm. Der Mann war seinerzeit deshalb bekannt, da er der erste Gefangene in dem Schuldturm war. Teilweise wurde der Schuldturm daher auch Schrammenturm genannt.

Ebenfalls ist bekannt, dass ein gewisser Christian Ludwig Kauliz in dem Schuldturm gefangen war. Er lebte von 1693 bis 1744 und war damals ein Schönschreiber – ein sogenannter Kalligraph –; er hatte eine gestochen scharfe Schrift und konnte exakte Kopien anfertigen. Die Stadt setzte Kauliz daher als Geheimschreiber und Kartenkopierer ein. Aus seiner Haft konnte er nicht mehr lebend entlassen werden. Er starb im Männereisen, nachdem er dort 23 Jahre eingesperrt war.

Ein weiterer bekannter Gefangener war der Patrizier Hans IV. Stromer, der von 1517 bis 1592 lebte. Er war damals Stadtrichter und Ratsherr und wurde wegen Veruntreuung und Geheimnisverrats in dem Schuldturm gefangen gehalten. Hans Stromer hatte nach jeder Mahlzeit als Nachspeise eine Bratwurst gewünscht, die ihm auch serviert wurde. Da der Bratwurst-Stromer, wie er schnell genannt wurde, insgesamt 38 Jahre in dem Schuldturm gefangen war, hatte er 28.000 Bratwürste konsumiert. Mit Hans Stromer wird der unwahrscheinlich hohe Bratwurstkonsum in Verbindung gebracht. Doch auch die Tatsache, dass er überhaupt Bratwürste bekam, ist besonders erwähnenswert. Hatte nämlich damals ein Gläubiger seinen Schuldner ins Schuldgefängnis gebracht, musste dieser auch für die Kosten aufkommen. Daher bestanden die Speisen der Gefangenen im Regelfall aus Wasser und Brot – eine Bratwurst gehörte daher eher zur Ausnahme. Der Wunsch, eine Bratwurst zu erhalten, wurde nur deshalb erfüllt, da Hans Stromer Angehöriger der Patrizierfamilie war.

Restaurant „Zum Schuldturm“

Heute wird der Schuldturm gastronomisch genutzt. In dem Turm befindet sich das gleichnamige Restaurant „Zum Schuldturm“. Der Schuldturm wurde im Jahr 2006 komplett renoviert. Wer einen schönen Sommerabend direkt an der Pegnitz verbringen möchte und gleichzeitig kulinarisch verwöhnt werden möchte, dem wird ein Besuch des Biergartens empfohlen, der zu dem Restaurant gehört.

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