Medizinische Sensation in Metropolregion Nürnberg
Erst am Freitag, 09.10.2009 wurde bekannt, dass sich in Erlangen bereits vor mehr als einem Jahr eine medizinische Sensation ereignete. Eine Frau, die sich in der 13. Schwangerschaftswoche befand, erlitt einen Herzinfarkt und lag seitdem im Wachkoma. Nun brachte sie das Kind zur Welt. Das Kind konnte trotz des Komas gesund und munter geboren werden.
Bereits im Jahr 1992 sorgte ein ähnlicher Fall für großes Aufsehen. Eine 18-jährige Schwangere hatte damals einen Autounfall und erlitt dabei so schwere Kopfverletzungen, die zum Hirntod führten. 40 Tage nach dem Unfall hatte die Frau einen Spontan-Abgang.
Ethische Grenzen
Der Fall aus dem Jahr 1992 sorgte für heftige und kontroverse Diskussionen, die sich mit der Frage beschäftigten, ob die Ärzte mit dem Fall ethische Grenzen überschritten haben. Kritiker warfen den Medizinern vor, dass die tote Frau nur noch als Gebärmaschine missbraucht wurde.
Die Erfahrungen aus dem Jahr 1992 haben die Erlanger Mediziner nun zum Anlass genommen, alle Maßnahmen bei der schwangeren Wachkoma-Patientin mit dem Ethikkomitee abzustimmen, welches seit dem Jahr 2002 an der Uniklinik eingerichtet ist. Zu diesem Komitee gehören Mediziner, Theologen und Pfleger.
Dass der Fall erst jetzt bekannt wurde, lag daran, dass die Leitung der Klinik den öffentlichen Druck, der bei Bekanntwerden entstanden wäre, von den Angehörigen fern halten bzw. vermeiden wollte. Daher wurden alle Beteiligten auf Verschwiegenheit eingeschworen. Hätte das Klinikum keine Publikation geplant, über die der Fall der Wachkoma-Patientin nun bekannt wurde, wäre auch heute die Öffentlichkeit noch nicht über das Ereignis, das weltweit als einzigartig gilt, informiert worden.
Kampf um das Leben des Kindes
Über einen Zeitraum von 22 Wochen mussten die Beteiligten, von den Ärzten über das Pflegepersonal bis hin zu den Angehörigen, um das Leben des noch Ungeborenen kämpfen. Fünf Wochen vor dem voraussichtlichen „normalen“ Geburtstermin wurde dann das Kind zur Welt gebracht.
Aufgrund des Herzinfarktes hat die Schwangere durch das Herz-/Kreislaufversagen einen minutenlangen Sauerstoffmangel erlitten. Dadurch wurde zunächst das Großhirn geschädigt. Die lebenserhaltenden Funktionen im Rückenmark und im Hirnstamm blieben durch die Zufuhr von frischem Sauerstoff allerdings erhalten.
Für die in der vorgeburtlichen Entwicklung nötigen Impulse mussten während der Schwangerschaft die Angehörigen und das Pflegepersonal der Klinik sorgen. So musste die Wachkoma-Patientin regelmäßig bewegt werden, Stimmen und Musik mussten zu der Kleinen im Mutterleib kommen.
Durch den nun bekannt gewordenen Fall wurde die Frage beantwortet, ob eine Frau ein Baby bekommen kann, die teilnahmslos mit offenen Augen im Bett liegt. Das Kind ist nun schon aktuell zwölf Monate alt. Auch wenn es von dem Kind keine öffentlichen Fotos geben wird, wurde bekannt, dass das Kind „putzmunter“ ist. Die Mutter des Kindes liegt weiterhin im Wachkoma.