Feucht bei Nürnberg

Es war keine unangenehme Feuchtigkeit, die dem heutigen Markt Feucht bei Nürnberg einst seinen Namen gab, sondern die Fichten, die rund um die Siedlung standen und die Grundlage für die Nürnberger Lebkuchen gaben. Natürlich war es nicht das Holz oder die Nadeln, die von den Lebküchnern so begehrt waren, sondern der Honig, der durch die Fichten einen einmaligen Beigeschmack erhielt.

Mit Honig fing es an

So spielte Feucht schon im Mittelalter mit seinen Zeidlern eine wichtige Rolle für die wirtschaftliche Bedeutung der benachbarten Reichsstadt Nürnberg. Wahrscheinlich war genau das der Grund, weshalb sich die Nürnberger mit den Ansbachern lange Jahrzehnte im 15. Jahrhundert um die Siedlung Feucht stritten. Aber erst ein Jahrhundert später gelang es, die Vormachtstellung der Nürnberger in Feucht auszubauen. Damals konnten Kommunen einfach private Anwesen kaufen und übten dadurch Einfluss auf die Machtverhältnisse aus. Mit dem Erwerb von ganzen 21 Anwesen gelang der Geniestreich und fortan gehörte Feucht mit seinen wichtigen Zeidlern den Nürnbergern, wobei die Besitzverhältnisse des umliegenden Reichswald keineswegs so eindeutig geklärt waren. Dass darum auch die kommenden Jahrhunderte immer wieder gerungen wurde, fiel angesichts der sonstigen Kriegswirren gar nicht mehr so auf.

Feucht als strategisch wichtiger Ort für Feldherren

Der Dreißigjährige Krieg bescherte Feucht nämlich unruhige Jahre, obwohl es selbst ja eher friedliche Absichten hatte. Aber durch die strategisch günstige Lage wurde Feucht immer wieder von Truppendurchzügen belastet. Wenn sie nicht durchzogen, lagerten sie rund um Feucht herum und wenn es drauf ankam, lagen sich auch mal zwei feindliche Truppen kampfbereit und lauernd gegenüber. So sahen sich die Feuchter Bürger auch den Schweden gegenüber und mussten zusehen, wie ihr schönes Dorf immer wieder Schauplatz von Auseinandersetzungen war. Die hatten auch nach dem Dreißigjährigen Krieg noch kein Ende. Franzosen, Österreicher und alle Truppen, die in den nächsten 200 Jahren rund um Nürnberg mit kriegerischen Absichten durch die Wälder streiften, kamen alle irgendwann einmal nach Feucht, was für den freundlichen und friedlichen Ort meistens kein Vergnügen war. In der Zwischenzeit wurden ebendiese Wälder von den Ansbachern verkauft und so landete der begehrte Reichswald in den Händen der Preußen, die zwischenzeitlich ebenfalls ihre Hände mit im Spiel hatten. Napoleon ist es zu verdanken, dass sich Ende des 18. Jahrhunderts die Besitzverhältnisse erneut änderten, denn die Preußen mussten den Reichswald samt Feucht wieder abgeben. Die neuen Herren saßen nun in Altdorf, ganz in der Nähe.

Feucht – ein Ort zum Wohnen

Seit Anfang des 20. Jahrhunderts haben die Nürnberger entdeckt, dass Feucht in Mittelfranken auch ein guter Ort zum Wohnen wäre. In den wenigen Jahren zwischen 1922 bis 1938 entstanden ganze fünf Wohnsiedlungen, die gerne angenommen wurden. Es wurden allerdings auch Zwangsarbeiter in die Nähe von Feucht geschickt, um dort in der neu errichteten Munitionsanstalt zu schuften. Während der Jahre des Zweiten Weltkrieges erhielt Feucht die zweifelhafte Ehre eines wichtigen strategischen Standorts. Demzufolge blieb es von Beschädigungen nicht verschont und als in den letzten Kriegsjahren die US-Truppen nach Feucht einmarschierten, fanden sie ein ziemlich mitgenommenes Ortsbild vor. Die Nachkriegsjahre waren davon geprägt, den Markt Feucht wieder aufzubauen und noch mehr Menschen eine Heimat zu geben, als vor dem Krieg. Eine große Anzahl Vertriebener konnte sich deshalb in Feucht niederlassen. Durch die Nähe zum Autobahndreieck Nürnberg-Feucht ist die Verbindung in die Welt über die A 9 mühelos möglich. Dann gibt es noch die Bundesstraße 8 und die S-Bahn und den Donau-Main-Kanal, der jedoch mittlerweile in Bezug auf die Anbindung von Feucht eine untergeordnete Rolle spielt. Die unterschiedlichen Verkehrswege werden täglich von vielen Pendlern genutzt, die in Nürnberg, Fürth oder Erlangen ihrer Berufstätigkeit nachgehen und im schönen Feucht ihren wohlverdienten Feierabend verbringen. 75 Prozent der zirka 13.000 Bewohner sind nicht in Feucht geboren, sondern zählen zu den Zugezogenen. In Feucht zu leben, bedeutet mitten in der Metropolregion Nürnberg zu wohnen und alle Vorteile davon zu genießen und gleichzeitig die Nähe von Natur ausnutzen zu können. Nur 16 Bahnminuten zum Nürnberger Hauptbahnhof macht Feucht zu einem begehrten Ort zum Leben.

Was gibt’s in Feucht zu sehen?

Zu den Sehenswürdigkeiten von Feucht gehört ohne Zweifel das Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museum, das man hier überhaupt nicht erwartet, sofern man nicht weiß, dass der bedeutende Physiker mit Schwerpunkt Weltraum- und Raumfahrtforschung, seit 1945 in Feucht lebte und zeitweilig auch arbeitete. Das Museum gibt Aufschluss über die interessante Thematik der Raumfahrt und lockt viele Interessierte immer wieder nach Feucht, in die Wahlheimat von Hermann Oberth, der als Siebenbürgersachse erst nach dem Zweiten Weltkrieg in die Nürnberger Gegend kam und blieb.

Eine weitere hochinteressante Sehenswürdigkeit stellt das Zeidelmuseum dar. Der Besucher erfährt in Ausstellungen und Erklärungen viele interessante Dinge rund um die Imkerei, die ja in Feucht schon lange eine bedeutende Tradition hat. Im Zusammenhang mit sehenswerten Gebäuden ist auch das Rathaus zu nennen, das mit seinem hübschen Fachwerk eine Ahnung davon entstehen lässt, wie es in Feucht früher ausgesehen haben mag. Da war auch das Zeidlerschloss noch mit Leben gefüllt und das Tucherschloss war ebenfalls nicht nur eine Sehenswürdigkeit von Feucht, sondern stellte ein bewohntes und funktionelles Gebäude dar.