Röthenbach an der Pegnitz im Nürnberger Land

Eigentlich könnte Röthenbach an der Pegnitz auch Röthenbach am Röthenbach heißen, denn der namensgebende Fluss fließt an Ort und Stelle in die Pegnitz. 1311 wurde der Ort zum ersten Mal erwähnt, allerdings gab es erst 1494 wirklich Interessantes zu berichten. Es ging um den Bau einer Pulver- und Papiermühle, welche die Kraft des Röthenbachs ausnutzte.

Herrensitze, Schlösser und der Himmelgarten

Wo fleißig gewerkelt wird, kann auch gut gelebt werden und so wurden zwei Herrensitze und einige Bauernanwesen gebaut. Bei den Herrensitzen handelte es sich zum Einen um das Zainhammerschlösschen, auch Zimmermann-Schlösschen genannt, das nach seinem Bau im Jahr 1611 fast 400 Jahre lang den Ort zierte. Anfang des 19. Jahrhunderts konnte es allerdings nicht mehr vor seiner eigenen Baufälligkeit geschützt werden – es musste abgebrochen werden. Anders verhält es sich beim zweiten Herrensitz, dem Bachmeierschlösschen, das noch heute vorhanden ist und von längst vergangenen Zeiten zeugt.

Es gibt aber noch mehr Schlösser, Herrensitze und Jagdschlösser in und um Röthenbach an der Pegnitz. Im Ortsteil Rockenbrunn befindet sich das einstige Jagdschloss der Familie Fürer. Im Hof kann man einen historischen Brunnen mit seiner barocken Balustrade bewundern. Die Familie Fürer hatte auch einen Wohnsitz in Haimendorf, das heute ebenfalls zum Stadtgebiet Röthenbach an der Pegnitz zählt. Das dortige Schloss stammt aus dem 14. Jahrhundert und ist heute noch im Besitz der Familie, die in der Region in Bezug auf Immobilienbesitz recht rührig war. So kam auch das Klostergut im Ortsteil Himmelgarten vorübergehend in deren Besitz.

Das Gut Himmelgarten gehörte bis zum 16. Jahrhundert zum Nürnberger Katharinenkloster. Nach dessen Auflösung wurden die Gebäude und Ländereien von Christoph von Fürer im Jahr 1609 gekauft. Heute zeigt es sich renoviert und hübsch anzusehen als Privatbesitz der Familie Riedl.

Leben und Arbeiten in Röthenbach an der Pegnitz

Bevor nun der Eindruck entsteht, in Röthenbach an der Pegnitz lebten in früheren Zeiten nur die Reichen und Schönen, muss auch die wirtschaftliche Entwicklung des Ortes Erwähnung finden. Im Jahr 1880 gründete im damals 380-Seelen-Ort Conrad Conradty seine Bleistiftfabrik. Die Konkurrenz zu Faber im nahegelegenen Stein bei Nürnberg war groß und so erweiterte der kreative Unternehmer seine Produktion um elektrogalvanische Kohlen. Ganz im Sinne der Zeit ließ der Fabrikant Wohnungen nach damals modernem Standard errichten und sorgte auch für ordentliche soziale Verhältnisse für seine Arbeiter.

Die Idee und der Mut des Industriellen wurden belohnt, denn der Betrieb florierte. Davon hatte auch der Ort etwas, was die nun sprunghaft ansteigende Bevölkerungszahl belegt. 1937 gesellte sich ein zweites Industrieunternehmen dazu. Die Firma Diehl verlegte sein Metall-, Guss- und Presswerk in das Ortsgebiet. Damit war nun endgültig der Weg der kleinen Stadt für die nächsten Jahrzehnte geprägt. Wie das Leben der Arbeiter in Röthenbach an der Pegnitz ausgesehen hat, kann im Museum Conradtyhaus besichtigt werden. 1978 erfuhr die wirtschaftliche Bedeutung von Röthenbach an der Pegnitz einen weiteren Schub nach vorne. Das bis dahin gemeindefreie Industriegebiet Röthenbachtal wurde eingegliedert und mit ihm die Unternehmen Linde AG und Ruhrgas AG.

Stadterhebung und Eingemeindung

1953 wurde die Gemeinde zur Stadt ernannt. Die Gebietsreform im Jahr 1972 bescherte Röthenbach an der Pegnitz Zuwachs. Der bereits erwähnte Ortsteil Himmelgarten, sowie Haimendorf, Rockenbrunn, Renzendorf, Grüne Au und Moritzberg wurden der Stadt Röthenbach an der Pegnitz zugeschlagen. Der Einsiedler vom Moritzberg erlebte dieses Ereignis sicherlich nicht mehr, aber seine ehemalige Hütte steht heute noch. Sie wird als gemütliche Gastwirtschaft genutzt und steht in unmittelbarer Nähe zur Kapelle Hl. Mauritius, die dort schon seit 1419 über allem thront.

Heute zeigt sich die Stadt Röthenbach an der Pegnitz mit seinen mehr als 11.000 Einwohnern als eine der industriell stärksten Städte in der Metropolregion Nürnberg. Die ansässige Industrie ist mit 2.000 Arbeitsplätzen der größte Arbeitgeber. Trotz dieser Prägung kann man die Stadt im Osten Nürnbergs als grün und naturnah bezeichnen, was sich auch im dörflichen Charakter einzelner Stadtteile zeigt. Ein hoher Freizeitwert, eine gute Arbeitsplatzsituation und die Nähe zur Großstadt machen Röthenbach an der Pegnitz zu einer beliebten Wohngegend.

Autor: Klaus Meininger

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