Stadt Baiersdorf – Meerrettichstadt in Mittelfranken
Die „schärfste Stadt Bayerns“ liegt inmitten der Metropolregion Nürnberg – was für Liebhaber Mittelfrankens nicht weiter verwunderlich ist. Die Stadt Baiersdorf mit dem interessanten Beinamen ist im Landkreis Erlangen-Höchstadt zu finden, ziemlich in der Mitte zwischen Nürnberg und Bamberg und die Schärfe wird durch den Meerrettich erzeugt, der hier angebaut wird. Die Städte Erlangen und Forchheim sind jeweils weniger als zehn Kilometer entfernt. Damit ist die Stadt Baiersdorf in ein Infrastruktur starkes Umfeld eingebettet und trotzdem im Grünen, denn die Fränkische Schweiz liegt noch dazu fast vor der Haustür. Die ideale Lage im mittelfränkischen Ballungsraum und eine beachtliche wirtschaftliche Entwicklung hatte in den vergangenen Jahrzehnten eine deutliche Auswirkung auf das Bevölkerungswachstum: im Jahr 2010 wurden 7.208 Einwohner gezählt. Zum 11 km² Stadtgebiet gehören die Stadtteile Hagenau, Igelsdorf, Wellerstadt und das gleichnamige Baiersdorf.
Schloss Scharfeneck, eine Königin und Baiersdorfer Meerrettich
Heute haben zwei der größten Meerrettich Hersteller ihren Sitz in Baiersdorf. Der Kren, wie das Gemüse hier genannt wird, ist in der ganzen Welt beliebt und in internationalen Küchen zu finden. Damit es soweit kommen konnte, musste der Kren aber erst einmal in Mittelfranken eingeführt und Fuß – bzw. Wurzel fassen. Dieses geschah im 15. Jahrhundert durch adlige Hand. Anderswo sollten Alchemisten die Rezeptur für die künstliche Herstellung von Gold finden – in Baiersdorf war es Meerrettich, der von Markgraf Johann, mit dem Beinamen „der Alchemist“ im 15. Jahrhundert erfunden wurde – sofern man im Bereich Ackerbau von Erfindungen sprechen kann. In diesem Fall wurde der Anbau von Kren in Mittelfranken eingeführt, wo er bis heute ein fester Bestandteil der fränkischen Küche geblieben ist und von hier aus in alle Welt verschickt wird.
Der Markgraf wohnte übrigens treffenderweise im Schloss Scharfeneck, dessen Name in Bezug auf tränentreibend scharfes Gemüse ja geradezu verpflichtend ist … Über lange Jahrhunderte hinweg galt das Schloss sogar als Wahrzeichen der Stadt, heute erinnert nur noch ein Gedenkstein an das ehemals stolze Gemäuer. Ein leichter Hauch von Adel weht aber noch immer über dem Baiersdorfer Meerrettich, denn alle zwei Jahre wird hier die Bayrische Meerrettichkönigin gewählt.
Geschichten aus der Vergangenheit
Stadt Baiersdorf in den letzten 1000 Jahren
Das Schloss Scharfeneck und seine Bewohner waren aber schon vorher für Baiersdorf von existenzieller Wichtigkeit. Die gräflichen Brüder Johann II und Albrecht I (er wurde auch „der Schöne“ genannt) fanden im 14. Jahrhundert ihr Dorf vortrefflich schön und waren der Meinung, man müsse das Ganze etwas forcieren. Deshalb baten sie den damaligen König und späteren Kaiser Karl IV um Erlaubnis, den Ort zur Stadt auszubauen. Mit einer Urkunde vom 18.07.1353 kam der Kaiser dieser Bitte gerne nach, Baiersdorf wurde das Stadtrecht verliehen. Dabei handelte es sich allerdings nicht um die erste urkundliche Erwähnung, diese hatte nämlich bereits 1062 stattgefunden und hatte eine königliche Schenkung zum Inhalt. Genau genommen gibt es noch eine frühere Urkunde, die sich auf den heutigen Stadtteil Wellerstadt bezieht und auf das Jahr 1007 datiert ist.
Mit der Erlaubnis der Kaisers ausgestattet, machten sich die Grafen daran, ihre Vision in die Tat umzusetzen. Baiersdorf erlangte immer mehr an Bedeutung, was auch seiner günstigen geografischen Lage zuzurechnen war. Die Nürnberger Burggrafen und ihre Nachfahren verstanden es, die Bedeutung der Stadt auch während der folgenden Jahrhunderte aufrecht zu erhalten. Die Stadt musste dafür allerdings auch immer wieder ihren Tribut zahlen, wobei die Vorletzte von insgesamt fünf Zerstörungen einem verheerenden Stadtbrand 1474 zuzurechnen ist. Vorher waren es Nürnberger Truppen (1388), Ereignisse im Ersten Markgrafenkrieg (1449), Herzog Ludwig IX von Bayern (1461), die den Baiersdorfern zu schaffen machten. Die hoffentlich letzte Zerstörung der Stadt erfolgte durch die Bamberger im Jahr 1632. In neuerer Zeit musste Baiersdorf mit einem Naturereignis kämpfen, deren Aufzählung durchaus als Ergänzung der Reihe von historischen Zerstörungen passt, auch wenn sie zum Glück nicht absolute Ausmaße hatte. Die Rede ist vom Sturzflutereignis durch die Regnitz im Jahr 2007.
Sehenswürdigkeiten in Baiersdorf
Zu den Sehenswürdigkeiten von Baiersdorf zählen der bereits erwähnte Gedenkstein für Schloss Scharfeneck, die St. Nikolaus Kirche und das Meerrettichmuseum. Letzteres gilt weltweit als einziges Museum über Geschichte, Anbau und Verwendungsmöglichkeiten des Wurzelgemüses, sowie seine kulturelle Auswirkung. Der Jüdische Friedhof zählt zu den Denkmälern des Ortes, denn er soll an die ehemals zahlreichen jüdischen Mitbürger erinnern, die während der nationalsozialistischen Herrschaft unter Verfolgung litten und ihr Leben lassen mussten. Ein weiteres Denkmal stellt der Hoyerbrunnen dar, sowie das Alte Rathaus und der dortige Pranger aus mittelalterlicher Zeit.
St. Josef und St. Nikolaus heißen die beiden Kirchen in Baiersdorf. Die katholische Gemeinde St. Josef baute ihre Kirche im 20. Jahrhundert, auch wenn man zwei Mal hinschauen muss, um das Baujahr zu akzeptieren, denn das Gebäude ist im romanischen Stil errichtet. Bauhistorisch interessanter ist die evangelische St. Nikolaus Kirche. Sie geht auf eine damals noch katholische Pfarrkirche zurück, die bereits um 1100 gebaut wurde. Im Zuge der Reformation wurde die Kirche im 15. Jahrhundert evangelisch. Aus dieser Zeit stammen auch einige sehenswerte Kunstwerke im Innenraum der Kirche, dessen Turm im Übrigen den Stadtbrand im Jahr 1474 überstanden hatte.