Reichenschwand

Reichenschwand im Landkreis Nürnberger Land

Die Gemeinde Reichenschwand liegt mitten im Landkreis Nürnberger Land und gehört damit zur Metropolregion Nürnberg. Der liebenswerte Ort zählt ca. 2.200 Einwohner. In seiner direkten Nachbarschaft liegen Hersbruck, Henfenfeld, Ottensoos, Kirchensittenbach und Neunkirchen am Sand. Reichenschwand ist ein beliebter Wohnort, dessen Atmosphäre nicht immer so beschaulich war wie heute.

Kleiner Ort mit großer Geschichte

Selbst historisch geschulte Geister streiten sich über den Zeitpunkt der ersten urkundlichen Erwähnung. Die Echtheit des betreffenden Dokuments wird angezweifelt, das im Jahr 1225 im Zusammenhang mit der Kirche St. Egidien in Nürnberg auch Reicholswant erwähnte.

Zuverlässig echt ist dagegen die Urkunde aus dem Jahr 1310, mit der eine Wiese verkauft wurde. Die Reichenschwander könnten also theoretisch immer zwei Mal Jubiläum feiern, wobei die erste Entstehung von Siedlungen wohl noch weiter – viel weiter – zurückliegen dürfte. Bereits im 6. Jahrhundert besiedelten nämlich die Baiern das Land, das vorher von den Kelten verlassen worden war. Im 8. Jahrhundert erfolgte sogar eine geplante Kolonisation, die das Ziel haben sollte, das Gebiet landwirtschaftlich zu erschließen – zum Nutzen der bayrischen Herzoghöfe.

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Kaiser Karl der Große bereitete 778 dem bayrischen Forst- und Landwirtschaftstreiben ein Ende, denn er übernahm nun die Herrschaft über den Landstrich und hatte eigene Pläne. An der Arbeit und Abgabepflicht der dort lebenden Bauern änderte sich dadurch vermutlich nichts. Kaiser Konrad II und dessen Sohn Heinrich III unternahmen im 12. Jahrhundert einen Art kaiserliche Gebietsreform. Sie gründeten auf diese Weise ein neues Reichsland mit dem Mittelpunkt Nürnberg. Das Gebiet des heutigen Reichenschwand lag zwar am Rande dieses Reichslandes, gehörte aber vollwertig dazu. Die Stauffer verhalfen dem Reichsland zur absoluten Blüte, von dem Reicholswant sicherlich profitierte. Nach dem Untergang der Staufer begannen Rangeleien und unübersichtliche Machtverhältnisse.

Schloss Reichenschwand und andere Sehenswürdigkeiten

Im 14. Jahrhundert hatte der Ort ein Hammerwerk, das sicherlich für Arbeit und Fortschritt sorgte, sowie an der wachsenden Bedeutung der Siedlung beteiligt war. Anfang des 15. Jahrhunderts stand bereits eine Kapelle in Reichenschwand.

Als gesichert kann festgehalten werden, dass es bereits eine Wasserburg gab, bevor die erste Urkunde von der Existenz des heutigen Reichenschwand berichtete. Weiterhin sind die Besitzverhältnisse des Wasserschlosses relativ lückenlos dokumentiert, so dass man auch das Jahr 1531 als weiteres bedeutsames Datum festmachen kann. Dann verkaufte nämlich Amalie von Ratz, die damalige Besitzerin des Schlosses das Anwesen an einen Nürnberger Kaufmann mit dem klangvollen Namen Bonaventura Furtenbach. 300 Jahre lang blieb das Schloss im Besitz der erfolgreichen Handels- und Patrizierfamilie, die es nach einigen Katastrophen immer wieder renovierte oder sogar neu aufbauen ließ. Aus dem einstigen Wasserschloss wurde ein prachtvolles Schloss im Renaissance-Stil.

Nach der Ära Furtenbach begann die Zeit einiger Besitzerwechsel, wovon von Stransky besonders hervorzuheben ist. So, wie er das Gebäude nämlich umbauen ließ, ist es heute noch zu sehen. Nach einer kurzen Episode, die nach dem Zweiten Weltkrieg das Schloss in die Hände der US-Armee geraten ließ, gehört das Anwesen nun der Familie Wöhrl aus Nürnberg. Diese tut mit der Wöhrl-Akademie in Reichenschwand viel für den Nachwuchs im Einzelhandel und stärkt damit gleichzeitig die wirtschaftliche Bedeutung des Ortes innerhalb der Metropolregion.

Bonaventura Furtenbach war nicht nur durch als Schlossherr wichtig für die Geschichte von Reichenschwand. So ließ er 1557 eine Kapelle errichten, aus der die Albanus-Kirche entstand. Der Kirchenbau mit dem Barockportal bildet zusammen mit dem Pfarrhaus ein Ensemble, das zu den Sehenswürdigkeiten in Reichenschwand zählt.

Wer sich das alles einmal anschauen möchte, macht sich am besten über die B 14 mit dem Auto auf den Weg. Diese führt nämlich direkt in den Ortskern hinein – und auch wieder hinaus – was bei den Reichenschwandern nicht auf Begeisterung stößt. Es geht auch anders und entlastender für die Verkehrslage, nämlich mit dem Zug. Allerdings sollte man den Fahrplan im Auge behalten, denn die Strecke Nürnberg-Hersbruck mit Haltepunkt in Reichenschwand wird zu manchen Tageszeiten nur im Stundentakt befahren.

Autor: Daniela Plankl