Deutschland erstes Gymnasium wurde in Nürnberg gegründet

Es ist heute wenig bekannt, dass in Nürnberg das erste Gymnasium Deutschlands gegründet wurde, obwohl das nürnbergerische Schulwesen schon zu früheren Zeiten als sehr fortschrittlich galt.

Der Reformator Martin Luther hatte erkannt, dass sich die Art der Ausbildung und des Schulwesens verändern mussten, wenn sich die weltanschaulichen Grundvorstellungen verändern. Daher beschloss er zur Verbreitung des neuen Geistes auch neue Schulen ins Leben zu rufen. Die alten Klosterschulen erschienen ihm damals nicht mehr zeitgerecht.

Durch den Nürnberger Ratsherrn Paumgartner wurde dessen Freund namens Philipp Melanchthon gebeten, in Nürnberg eine neue Schule zu gründen. Paumgartner selbst studierte in Wittenberg und hatte damals gute Beziehungen zu den Wegbereitern der Reformation. Melanchthon – damals als „Lehrer Deutschlands“ bekannt - sollte die neu gegründete Schule leiten. Doch Philipp Melanchthon wollte damals Wittenberg nicht verlassen, weshalb nach anderen Lehrern Ausschau gehalten wurde.

Melanchthon kam lediglich zur Gründungsfeier der neuen Schule in die heutige Frankenmetropole. Ein Denkmal vor der damaligen Bildungsstätte, dem Egidienkloster, zeugt noch von diesem Besuch.

Die Anfangsschwierigkeiten

Schon alleine die Verwendung des griechischen Wortes „Gymnasium“ zeigte, dass man neben dem Lateinischen auch das Griechische wichtig nahm. Auch wenn Gymnasium im Griechischen „Turnhalle“ bedeutete – später bedeutete der Name „Bildungsstätte überhaupt“ – wurde zur Gründungszeit noch nichts für die körperliche Ertüchtigung getan.

Ebanuns Hesse wurde nach Nürnberg geholt, um an dem Gymnasium Rhetorik (Redekunst) zu lehren. Hesse war damals in Nürnberg sehr bekannt, da er stets hervorragend von der Stadt Nürnberg gesprochen hatte. So verglich er Nürnberg mit Korinth und die Pegnitz mit einem griechischen Fluss. Doch Ebanus Hesse entwickelte sich schnell zum Zecher. Die Nürnberger Wirtschaften erhielten von ihm häufig einen Besuch, so dass er sich für das Gymnasium nicht als große Ehre erwies. Hesse verlies – wie bereits andere seiner Kollegen – Nürnberg wieder sehr bald.

Auch ein Mathematiklehrer namens Schöne war an dem Gymnasium tätig. Erwähnenswert ist dies, weil Schöne den zweiten bekannten Globus, der im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg ausgestellt ist, entworfen hatte. Dieser Globus enthält – anders als der Behaimglobus – schon Amerika.

1575 hatte man sich entschlossen, das Gymnasium nach Altdorf zu verlegen. Hier war die Ablenkung der Schüler im Vergleich zur Nürnberger Innenstadt um ein Vielfaches geringer. Jene Ablenkung, so wird heute gesagt, war auch Schuld daran, dass das Gymnasium stark rückläufige Schülerzahlen verzeichnete. Doch an den damals rückläufigen Schülerzahlen erkannte man auch, dass die Nürnberger selbst mehr Wert auf die kaufmännische und berufliche Ausbildung legten. Und so kam es, dass das Gymnasium als einfache Hauptschule (Triviatschule) weitergeführt wurde.

Humanistische Erneuerung im 19. Jahrhundert

Die humanistische Erneuerung im 19. Jahrhundert gab den Anlass, dass das „Melanchthon-Gymnasium“ neu gegründet wurde. Aufgrund dessen, dass man sich wieder auf die „alten Traditionen“ besann, hatte das Gymnasium so viele Schüler, dass die alte Bildungsstätte – das Egidienkloster – nicht mehr ausreichend war. Daher wurde das Melanchthon-Gymnasium im Jahr 1911 in die Sulzbacher Straße verlegt.

Trotzt der anfänglichen „Startschwierigkeiten“ konnte das Gymnasium im Jahr 2006 sein 480jähriges Bestehen feiern.

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