Die Fleischbrücke – ein „Historisches Wahrzeichen“
Die Fleischbrücke in Nürnberg befindet sich am südöstlichen Rand des Nürnberger Hauptmarktes und zählt zu den ältesten Brücken der gesamten Stadt und ist zugleich eine der bedeutendsten deutschen Brückenbauwerke der Spätrenaissance. Zwar ist die Fleischbrücke keine eigene Station der Historischen Meile von Nürnberg, doch endet der Rundgang der Historischen Meile, welchen die Besucher und Touristen Nürnbergs ohne Fremdenführer alleine unternehmen können, an den Fleischbänken. Die Fleischbänke befinden sich direkt neben der Fleischbrücke. Aus diesem Grund findet die Brücke – auch aufgrund ihrer auffallenden Schönheit – stets Beachtung. Besonders erwähnenswert ist, dass die Fleischbrücke seit dem 10.06.2011 von der Bundesingenieurkammer als „Historisches Wahrzeichen“ ausgezeichnet wurde.
Die Geschichte der Brücke
Die Fleischbrücke, wie sich heute zeigt, ist bereits über 400 Jahre alt. An der Stelle, an der die Brücke steht, wurde bereits um das Jahr 1200 eine Brücke als Holzkonstruktion erbaut, welche über die engste Stelle der Pegnitz führte. Da sich direkt neben der Kirche die Fleischbänke befinden, erhielt die Brücke auch den Namen „Fleischbrücke“. Die Holzbrücke brannte im Jahr 1418 vollständig ab und wurde im Jahr 1487 durch eine Steinbrücke, die durch einen Mittelpfeiler gestützt wurde und daher zwei Bögen aufwies, ersetzt. Diese Brücke musste allerdings nach einem Beschluss der Stadt Nürnberg im Jahr 1595 wieder abgetragen werden, da das Hochwasser starke Schäden an dem Bau hinterließ.
Um den Durchfluss nicht zu beeinträchtigen verfolgte man damals das Ziel, eine neue Brücke ohne Mittelpfeiler zu erbauen. Und so entstand damals mit der neuen Fleischbrücke ein Bauwerk, welches für die damalige Zeit als technisches Wunder angesehen wurde. Die Brücke wurde nämlich mit einer Spannbreite von 27 Metern und einer Breite von 15,3 Metern ohne einen Mittelpfeiler erbaut, wobei 2.123 Holzpfähle das Bauwerk gründen und durch armdicke eiserne Queranker verspannt ist.
Wer sich die Brücke genauer ansieht, der sieht große Ähnlichkeiten mit der Rialtobrücke in Venedig. Dies kommt nicht von ungefähr; denn dem für die Fleischbrücke zuständigen Baumeister Jakob Wolff der Ältere diente nämlich die Rialtobrücke als Vorbild und so hat er das Bauwerk dieser venezianischen Brücke einfach nachempfunden. Baubeginn der Fleischbrücke war der 01.03.1596. In einer Rekordzeit von nur neun Wochen wurde der Sandsteinbogen der neuen Fleischbrücke über die Pegnitz gespannt. Vollendet werden konnte das Bauwerk Ende des Jahres 1598. Insgesamt kostete die neue Fleischbrücke 82.172 Gulden. Das seitliche Portal, auf dem ein steinerner Ochse liegt, wurde im Februar 1598 noch dazu gebaut.
Obwohl die Fleischbrücke die Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs so gut wie unbeschädigt überstanden hat, ist es heute nicht selbstverständlich, dass es sie noch gibt. So sollte die Brücke zu Zeiten der verkehrsgerechten Stadt abgetragen werden, damit eine breitere Betonbrücke dieses Ziel erreichen konnte. Den Nürnberger Altstadtfreunden ist es zu verdanken, dass dies nicht geschehen ist.
Im Jahr 1974 wurde die Fleischbrücke unter Denkmalschutz gestellt. Eine grundlegende Sanierung musste in den Jahren 2004 und 2005 durchgeführt werden, die insgesamt 900.000 Euro kostete. Im Rahmen dieser Sanierung mussten empörende Spuren früherer Reparaturarbeiten beseitigt werden. In den 1920er Jahren wurden nämlich tiefe Schlitze in die Brücke geschlagen, um Rohre zu verlegen. Diese „Bausünden“ führten zu einem tiefen Riss, der fast zum Abriss der Fleischbrücke führte. Im Jahr 2010 wurde die Unterseite der Brücke restauriert.
Am 10.06.2011 erhielt die Brücke von der Bundesingenieurkammer eine besondere Auszeichnung. Sie wurde als „Historisches Wahrzeichen geehrt“, was das Bauwerk in eine Reihe mit dem Alten Elbtunnel in Hamburg, der Göltzschtalbrücke, den Stuttgarter Fernsehturm und den Flughafen Tempelhof stellt. Als neuntes Bauwerk, das die Ingenieurkammer überhaupt als „Historisches Wahrzeichen“ ehrt, ist die Fleischbrücke das älteste aller bislang ausgezeichneten Bauwerke. Am südlichen Ende der Brücke wurde eine Ehrentafel angebracht, die auf die Auszeichnung hinweist.
Autor: Klaus Meininger