Fleischbänke

Fleischbänke und Ochsenportal in Nürnberg

Wer die „Historische Meile Nürnberg“ geht, der kann die bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Nürnberger Altstadt im Alleingang – also ohne Fremdenführer – besichtigten. Die Historische Meile ist nämlich für die Besucher von Nürnberg so angelegt, dass der Rundweg allen, die die Stadt zum ersten Mal besuchen, einen ersten Eindruck von der Nürnberger Altstadt verschafft. Näheres kann unter „Historische Meile Nürnberg“ nachgelesen werden. Die letzte Station des Rundgangs ist die 34. Station „An den Fleischbänken“.

„An den Fleischbänken“ ist ein Platz, der sich beim damaligen Fleischhaus befindet und die Geschichte der Nürnberger Altstadt mitgeprägt hat. Der Platz kam deshalb zu seinem Namen, da hier im Mittelalter auf Bänken Fleisch angeboten wurde. Jeweils zur Mitte der Fastenzeit – zu Mittfasten – wurden jedes Jahr die einzelnen Metzgerbänke, also die Bänke, an denen die Metzger bzw. Fleischer ihre Ware anbieten konnten, ausgelost.

Unter hygienischen und Umweltgesichtspunkten war das Verhalten der damaligen Bürger, die Schlachtabfälle zur Entsorgung in die Pegnitz zu werden, sicherlich mehr als bedenklich. Doch die Flüsse dienten damals vor allem der Entsorgung von Müll und Unrat. Was heute nicht mehr vorstellbar ist, war damals dennoch Gang und Gäbe. Und so kam auch der Spruch vom benachbarten Fürth zustande, dass von Nürnberg nie etwas Gutes herunterkommt. Denn sämtlicher Müll und Unrat, der in Nürnberg in die Pegnitz geworfen wurde, landete letztendlich durch den nach Fürth abwärtsfließenden Fluss in Fürth. Die Pegnitz war damals eine reine Kloake.

Das Fleischhaus

An den Fleischbänken wurde zur Überdachung der angebotenen Fleischware im Jahr 1419 eine Holzkonstruktion errichtet, welche dann in den Jahren 1570 bis 1571 durch einen Sandsteinbau ersetzt wurde. Dieser Sandsteinbau war das erste Fleischhaus und wurde bei den Bombenangriffen des Zweiten Weltkriegs zerstört. Auf den Grundmauern dieses zerstörten Fleischhauses wurde das Gebäude errichtet, das heute noch steht. Betrachtet man das Fleischhaus genauer, kann man noch an den Rundbögen im Erdgeschoss die damalige Verwendung bzw. Nutzung des Gebäudes erkennen bzw. für welchen Zweck dieses erbaut wurde.

Nach dem Wiederaufbau des Fleischhauses nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude als Chemische Untersuchungsanstalt von der Stadt Nürnberg genutzt. Heute gilt das Gebäude nach einer umfangreichen Sanierung im Jahr 2004 als ein modern und hochwertig ausgestattetes Bürohaus, dessen erstes, zweites und drittes Obergeschoss noch von der Stadt Nürnberg genutzt werden und verschiedene Ämter untergebracht sind. Im Erdgeschoss befindet sich mit dem „Starbucks Coffee“ ein ansprechendes Café, welches seine Terrasse auf der Seite der Pegnitz hat und sich daher vor allem in den Frühlings- und Sommermonaten an zahlreichen Besuchern erfreut.

Das Ochsenportal

Zwischen dem Fleischhaus und der Fleischbrücke befindet sich das Ochsenportal. Auf diesem Portal ist ein Ochse liegend nachgestellt. Das Ochsenportal wurde kurz nach Fertigstellung der Fleischbrücke im Jahr 1598 bis 1599 errichtet. Auch dieses Portal wurde durch die Angriffe des Zweiten Weltkriegs beschädigt und musste im Jahr 1950 saniert und teilweise erneuert werden. Bei dem heutigen Ochsen handelt es sich um eine leicht veränderte Nachbildung des damaligen Originals, welches im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt wurde und ersetzt werden musste.

Unter dem Ochsen ist folgender Schriftzug in lateinischer Sprache zu lesen:

OMNIA HABENT ORTVS SV AQVE IN
CREMENTA SED ECCE
QVEM CERNIS NVNQV AM BOS FVIT
HIC VITVLVS

Auf Deutsch heißt dies: “Alles hat seinen Ursprung und Anfang, doch siehe, der Ochse, den du hier erblickst, ist nie ein Kalb gewesen.

Um diesen Ochsen wurde der von den Nürnbergern noch heute gern verwendeter Spruch geprägt. Wenn ein Nürnberger auf eine Frage eine inhaltslose Antwort erhält, kann man nicht selten hören, dass „einem dies der Ochse auf der Fleischbrücke auch gesagt hätte“. „Des hädd ma der ochs auf da Fleischbrüggn aa gsachd“. Diese Aussage ist rund um den Ochsen auf dem Ochsenportal auf der Fleischbrücke entstanden.

Die Fleischbrücke

Die Fleischbrücke befindet sich direkt beim Platz „An den Fleischbänken“ und überspannt die Pegnitz. Wer sich den Platz ansieht, sollte – wenn die Brücke nicht schon aufgrund ihrer Schönheit sofort ins Auge fällt – der Fleischbrücke eine besondere Aufmerksamkeit schenken. Die Fleischbrücke wurde im Jahr 1596 ohne Mittelpfeiler über eine Spanne von 27 Metern erbaut, was damals als technisches Wunder angesehen wurde. Da dem Baumeister (Jakob Wolff der Ältere) der Fleischbrücke die Rialtobrücke in Venedig als Vorbild diente, erinnert das Bauwerk inmitten von Nürnberg an diese Brücke. Im Juni 2011 wurde die Fleischbrücke von der Bundesingenieurkammer als „Historisches Wahrzeichen“ ausgezeichnet.

Autor: Klaus Meininger

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