Mittelalterliche Lochgefängnisse

Mittelalterliche Lochgefängnisse in Nürnberg

Mutmaßliche Straftäter wurden im späten Mittelalter in so genannten Lochgefängnissen in Untersuchungshaft genommen. Diese Gefängnisse befanden sich in der Regel unter den Rathäusern oder Klöstern, die zur damaligen Zeit als Gerichtsstätten dienten. Die meist knapp zwei Quadratmeter kleinen Zellen verfügen über kein Tageslicht, es herrschte totale Dunkelheit. Mehrere Delinquenten mussten sich eine solche Zelle teilen. Die Notdurft wurde durch ein Loch in der Pritsche, unter dem sich ein Kübel befand, verrichtet. Die Inhaftierten wurden in diesen Gefängnissen festgehalten, bis ein Strafmaß für sie feststand. Die Verbüßung der Strafe fand in der Regel in anderen Gefängnissen, zum Beispiel in Gefängnistürmen, statt. Eine Ausnahme waren die zum Tode Verurteilten, diese verbrachten die Zeit bis zur Vollstreckung des Todesurteils in den Lochgefängnissen. In Deutschland sind noch heute Lochgefängnisse zu besichtigen, das wohl bekannteste befindet sich in Nürnberg.

Entstehung

Nürnberg, damals Reichsstadt, erwarb 1322 das Baurecht für ein Rathaus. Im Jahr 1332 begann der Umbau des Brothauses am Salzmarkt zum Rathaus, das, wie damals üblich, auch als Gerichtsstätte genutzt wurde. Während der Umbauarbeiten wurde das Niveau des Bodens um etwa drei Meter aufgeschüttet und das ehemalige Erdgeschoss des Gebäudes befand sich nun auf dem Niveau eines Kellergeschosses. In dieses Kellergeschoss baute man mehrere Gefängniszellen ein, die Nürnberger Lochgefängnisse.

Aufbau und Nutzung

Grundsätzlich wurden die Nürnberger Lochgefängnisse für die Untersuchungshaft genutzt. Für Untersuchungshäftlinge standen normale Zellen zur Verfügung. Andere Zellen dienten der Unterbringung besonderer Häftlinge, so standen Stockzellen für „schwere“ Untersuchungsgefangene bereit. Eine Strafzelle für Brandstifter ist mit einem roten Hahn markiert, eine Strafzelle für Verleumder mit einer schwarzen Katze.

Die Nürnberger Lochgefängnisse weisen neben diesen Zellen weitere Räumlichkeiten auf. So sind auch Todeszellen, ein Henkerstübchen, eine Folterkammer, eine Gefängnisküche und eine Schmiede, in der die Fesseln hergestellt wurden, vorhanden. Das Henkerstübchen, in dem die zum Tode Verurteilten ihre letzte Mahlzeit einnahmen, war der einzig natürlich belichtete Raum. Die Folterkammer, die wegen ihrer Ausmaße auch als Kapelle bezeichnet wird, ist heute noch mit einigen der Folterinstrumente ausgestattet, mit denen zur damaligen Zeit die Gefangenen zur Ablegung eines Geständnisses gezwungen wurden. Das Bayrische Kriminalgericht hob die Folter von Angeklagten im Übrigen erst im Jahr 1813 auf.

Bekannte Insassen

Stadtfremde und die Bürger der Stadt saßen in den Nürnberger Lochgefängnissen ein und warteten hier auf die Verkündung eines Urteils. Der wohl bekannteste Insasse der Nürnberger Lochgefängnisse war der Bildhauer Veit Stoß. Ihm wurde Urkundenfälschung zur Last gelegt. Während Stoß im Lochgefängnis einsaß, gestand er die Fälschung eines Schuldscheines. Das Strafmaß für Urkundenfälschung lag zu der Zeit zwischen der Blendung (Verlust des Augenlichts) als Mindeststrafe und der Todesstrafe als Höchststrafe. Dank einiger Fürsprecher wurde Stoß als Strafe jedoch „nur“ auf beiden Wangen gebrandmarkt.

Nürnberger Lochgefängnisse – Besichtigung

Heute sind die Nürnberger Lochgefängnisse zu besichtigen, sie gehören zu den Museen der Stadt Nürnberg. Zu sehen sind unter anderen normale Zellen, die Folterkammer, die Todeszellen, die Gefängnisküche, das Henkerstübchen und die Schmiede. Die Besichtigung ist grundsätzlich nur im Rahmen einer Führung möglich. Zu beachten ist, dass in den Nürnberger Lochgefängnissen auch im Sommer kühle Temperaturen herrschen, auf entsprechend warme Kleidung sollte daher geachtet werden. Für Rollstuhlfahrer sind die Nürnberger Lochgefängnisse aufgrund ihrer Bauart leider nicht zugänglich.

Öffnungszeiten und Preise

Die regulären Öffnungszeiten sind täglich von 11:00 Uhr bis 17:00 Uhr. Die Besichtigung der Lochgefängnisse wird nur im Rahmen von Führungen ermöglicht, welche etwa 45 Minuten dauern. Im Winter ist eine Besichtigung an den Wochenenden grundsätzlich nicht möglich, während des Christkindlesmarktes ist jedoch auch an den Wochenenden geöffnet.

Der Eintrittspreis für Einzelbesucher liegt zwischen 6,00 Euro und 8,00 Euro. Aktuelle Informationen zu Öffnungszeiten und Preisen sind auf der Homepage der Museen der Stadt Nürnberg zu finden.

Autor: Daniela Plankl

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