Ehekarussell Nürnberg

Das Ehekarussell – Nürnbergs berühmter Architekturbrunnen nach einem Gedicht von Hans Sachs

An prominenter Stelle in der Nürnberger Fußgängerzone treffen Besucher auf einen ganz besonderen Brunnen. Zu Füßen des Weißen Turms liegt mit dem „Ehekarussell“ ein großflächiger Architekturbrunnen, der nicht nur die Blicke auf sich zieht, sondern zum Verweilen und Erkunden der Brunnenarchitektur einlädt.

Stadtgestaltung auf kreative Art

Der heute berühmte und beliebte Brunnen am Weißen Turm war einst nicht unumstritten und von den Nürnberger Bürgern anfangs abgelehnt. Erschaffen wurde das Brunnenkunstwerk durch den Braunschweiger Bildhauer Jürgen Weber im Auftrag der Stadt Nürnberg. Anlass dafür war ein kreisrunder U-Bahn-Entlüftungsschacht, der direkt vor dem Weißen Turm lag und der geschickt verborgen werden sollte. Aus zahlreichen Ideen wählte das Baureferat der Stadt Nürnberg letztlich die Brunnenlösung. Gefertigt wurde der Brunnen in den Jahren 1977 bis 1981 und seit 1984 befindet er sich an seinem heutigen Standort.

Brunnenentwurf mit Bezug zum bekannten Nürnberger Meistersinger Hans Sachs

Dem Bildhauer Jürgen Weber wurde viel Freiheit bei der Gestaltung des Brunnens eingeräumt. Einzig ein Nürnberg Bezug sollte gegeben sein. So ließ sich der Bildhauer von dem Gedicht „Das bittersüße eh´lich´ Leben“ des Meistersingers Hans Sachs inspirieren, der zu den herausragenden Persönlichkeiten der Stadt Nürnberg zählte. Der gelernte Schuhmacher und spätere Spruchdichter, Dramatiker und Meistersinger widmete das Gedicht einst seiner Frau. Entsprechend orientierte sich der Bildhauer an den Zeilen des Meistersingers und stellte die unterschiedlichsten Szenarien des Ehelebens in Form von Bronzefigurengruppen dar.

Beliebter Treffpunkt in der Nürnberger Innenstadt.

Bei der Errichtung des Brunnens war die Nürnberger Bevölkerung gespalten, denn der Brunnen stellt expressive Szenen einer Ehe dar und zeigt Freud und Leid des Ehelebens. Entsprechend freizügig und lasziv präsentieren sich einige der Figuren des Brunnens, was in der Frankenmetropole einst zu Diskussionen führte. Heute lieben die Nürnberger „ihren Hans-Sachs-Brunnen“ ebenso wie die Touristen, die das Kunstwerk magisch anzieht. Für die Nürnberger wurde das Ehekarussell zum beliebten Treffpunkt und ist aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken. Gerade in den Sommermonaten verweilen auch viele Nürnberger rund um den Brunnen und Kinder nutzen den Brunnen häufig für eine kleine Abkühlung.

Die sechs Figurengruppen des Ehekarussells

Die Frau als Pein

Direkt rechts von der Bronzefigur des Meistersingers Hans Sachs befindet sich die erste Figurengruppe, die an die Zeile „Sie ist auch oft mein Pein und hell...“ angelehnt ist. Entsprechend wird eine Frau im Flammenwagen dargestellt, die in Ketten gelegt ist. Um das dargestellte Paar lodert das Höllenfeuer.

Liebesspiel im Schwannenwagen – die lasziven Momente der Ehe

Direkt daneben präsentiert sich mit dem Schwanenwagen die „süße“ Seite der Ehe. So besteht die Figurengruppe aus einem Liebespaar, welches eng umschlungen niederlegt und im Begriff ist sich zu Küssen.

Die Hölle der Ehestreitigkeiten

Gleich zwei Figurengruppen des Brunnens präsentieren sich als Höllenbilder. So ist ein kunstvoll gefertigter Höllendrache das Symbol für „Ehestreit in Ewigkeit“. Auf dem Rücken des Höllendrachen wird im Grunde der Tod dargestellt, denn in jeder Ehe gibt es auch die schlechten Zeiten.

Die Wonne der Mutterschaft

Der Pelikanwagen stellt eine Mutter dar, die auf dem Rücken eines Pelikans ihre Kinder versorgt. In der frühen Geschichte der Christenheit stellt der Pelikan das Symbol für Mutterschaft dar, was hier gekonnt aufgegriffen wird. Während die Mutter sich hier um ihre Kinder bemüht, steht der Mann daneben und hält weise Reden. Angelehnt ist diese Szene an die Zeilen „Meine Frau, die hilft mir treulich nähren...“.

Der Vielfraß

Nach der Wonne der Mutterschaft beschäftigte sich der Dichter auch damit, dass Frauen kostspielig sein können. Entsprechend lauteten seine Zeilen „Thut mir auch oft das Mein verzehren...“. Dies nahm der Bildhauer zum Anlass eine Figurengruppe zu integrieren in der sich eine wohlgenährte Frau der Völlerei hingibt und ihrem Mann nichts von dem Kuchen abgibt. Dies zeigt, dass auch der Streit um das Geld zu Zeiten des Meistersingers schon Teil des Ehelebens war.

Hans Sachs im Zentrum des Brunnens

In der Mitte des Brunnens ist Hans Sachs selbst dargestellt, der auf einer Säule tanzt und singt. Hinter ihm findet sich der Ehefelsen mit einem verendeten Bock und ein Menschenschädel. Während der Bock den Mann symbolisieren soll, steht der Schädel für die Überreste der Frau. Im Felsen findet sich die Inschrift „Bis das der Tod euch scheidet“ angelehnt an die Zeilen „Sie ist meines Herzens Aufenthalt, und machet mich doch grau und alt“, die das Gedicht abschließen.