Der Nürnberger Stadtteil Wetzendorf

Wetzendorf – ein Dorf, das bis zu seiner Eingemeindung in die nächstliegende größere Stadt schon reichlich Furore gemacht hat. Der Anschluss an die Stadt Nürnberg erfolgte 1899 und mit den nun zusätzlichen knapp 300 Einwohnern und ca. 30 Anwesen wurde der Stadt die Erweiterung des damaligen Centralfriedhofs möglich.

Unruhige Zeiten für Wetzendorf

Nein – wir sind nicht in Wien, sondern in Nürnberg und die damals so genannte öffentliche letzte Ruhestätte heißt heute Westfriedhof. In ihm wurde 1913 das erste Krematorium Bayerns in Betrieb genommen. Heute ist er einer der beiden großen kommunalen Friedhöfe und gehört mit seinem weitläufigen Gelände auch zur grünen Lunge der westlichen Stadtteile Nürnbergs.

Aber zurück zur Vergangenheit von Wetzendorf. Was nun die Zeit seit der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 1225 bis zur Eingemeindung knapp 675 Jahre später so unruhig machte, war die Tatsache, dass die besagte Urkunde vermutlich gefälscht war und den Inhalt nicht alle Beteiligten kampflos hinnehmen wollten. Aber nachdem sich Könige und sogar ein Papst mit höchstamtlichen Bestätigungen an der Zuweisung des Ortes an das Egidienkloster zu Nürnberg beteiligten, war das Schicksal von Wetzendorf besiegelt – was wohl auch nicht das Schlechteste war. Wetzendorf konnte nämlich seinen Einwohnern über lange Jahrhunderte hinweg eine sichere Heimat bieten, wenn man von den Zerstörungen während der Markgrafenkriege absieht.

Wetzendorf – ein Stadtteil mit vielen Facetten

Seit der Eingemeindung ist die Zugehörigkeit zu Nürnberg unstrittig und so konnte man sich auf das Wesentliche konzentrieren: das Leben in Wetzendorf.

Die meisten Anwesen blieben von den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs verschont und so kann man auch heute noch hier und dort einige ältere Gebäude entdecken. Es wurde aber auch viel neuer Wohnraum geschaffen, wie man an den Neubauten der vergangenen fünfzig Jahre erkennen kann. Die Stadtplaner hatten dabei überwiegend die Mittelschicht der Bevölkerung im Sinn, die sich in Wetzendorf niederlassen sollte und so entstanden hübsche Reihenhaussiedlungen neben ansprechenden Mietshäusern.

Als Vogelherd wird die flächenmäßig größte Wohnsiedlung aus neuerer Zeit bezeichnet, die genau dieser Vorgabe entspricht. Alles, was man zum Leben braucht, findet man hier in nächster Nähe im Wetzendorf-Zentrum, treffender könnte man das komplexe Gebäude inmitten des Wohngebiets nicht bezeichnen. Einkaufsmöglichkeiten, Arztpraxen und Gastronomie – was fehlt sind soziale und konfessionelle Einrichtungen, diese sind aber nur wenige Schritte vom Zentrum entfernt zu finden.

Nicht ganz so komprimiert wie im Wetzendorf-Zentrum findet man diese Annehmlichkeiten im restlichen Wetzendorf. Aus der Ferne betrachtet könnte man fast den Eindruck gewinnen, dass sich der sympathische Stadtteil nicht so ganz entscheiden konnte, ob er mehr industriell geprägt sein will oder ein angenehmer Ort zum Wohnen werden möchte, oder vielleicht doch lieber mit viel Grün überzeugen würde. Wahrscheinlich ist gerade diese Mischung das Besondere an Wetzendorf.