Der Nürnberger Stadtteil Eibach
Wer nach Ybach fährt, hat sich nicht etwa verschrieben oder versprochen, sondern er hat das ehemals übliche Wort für Eibach verwendet und ist auf dem Weg zum südlichen Stadtteil Nürnbergs, der eigentlich mehr einer Vorstadt ähnelt. Bis 1922 war Eibach auch noch kein Teil von Nürnberg, sondern ein Dorf, das sich vor den Toren Nürnbergs schon seit 1264 dort befand.
Es begann mit einer Forsthube
Damals handelte es sich um eine Forsthube, d. h. um den Wohnsitz eines diensthabenden Forstbeamten, der von den jeweiligen Herren zur Pflege des Forstes eingesetzt wurde. Zu dieser Zeit gab es noch den Begriff Erbförster, was den Zusammenhang zwischen der ersten urkundlichen Erwähnung mit einem Erbstreit erklärt.
Bis die Siedlung auf 25 Bauernhöfe anwuchs, vergingen 400 Jahre, in denen Pest, Krieg, Reformation und die Aufnahme von Flüchtlingen Geschichte schrieben. Weitere 300 Jahre waren nötig, um die Zahl der Anwesen zu verzehnfachen. Bei der Eingemeindung zu Nürnberg zählte Eibach ca. 3.000 Einwohner, die durch die Bürger von Hinterhof und Maiach ergänzt wurden, denn diese wurden vor der Eingemeindungsaktion noch Eibach zugeschrieben. Die ehemalige Forsthube hatte sich zum Pfarrdorf gewandelt, in welchem es mehr evangelische als katholische Gläubige gab.
Es war allerdings ein Katholik, der Kirchengeschichte schrieb. Mit Paul Zepp hatte die katholische Gemeinde nämlich nicht nur einen Kaplan, sondern auch einen bedeutenden Kirchenrechtler (1946-1948). Eibach wurde durch eine weitere Kirchenangelegenheit zum Schauplatz für Streitigkeiten, als von 1933 bis 1945 zwei Strömungen innerhalb der evangelischen Kirche uneins waren. Die Bekennenden Christen setzten sich damals durch.
Kirchen in Eibach
Bei einem Spaziergang durch Eibach kann man die St. Johannis Baptist Kirche besuchen, die heute eine evangelische Kirche ist, obwohl sie ursprünglich katholisch war. Damit teilt der sakrale Bau das Schicksal vieler Kirchen in und um Nürnberg. Wie auch St. Johannis Baptist wurden viele andere katholische Kirchen im Zusammenhang mit der Reformation zum Gotteshaus für Protestanten. So sind die Wandmalereien aus dem 15. Jahrhundert im Innenraum der Kirche vermutlich noch für eine katholische Glaubensgemeinschaft angebracht worden. Heute geben sie einem aktiven Gemeindeleben einen bunten Hintergrund. Die katholische Gemeinde hat auch wieder einen kirchlichen Bezug, denn im Jahr1953 wurde St. Walburga gebaut. Mit der Bittner-Orgel und weiteren Kleinoden, teilweise aus dem 18. Jahrhundert ist die relativ neue Kirche ebenfalls Mittelpunkt eines reichen Gemeindegeschehens.
Von der Forsthube zur Hafenstadt
An der Hauptstraße 91 in Eibach sollte der Spaziergänger kurz verweilen und sich darüber im Klaren werden, dass vor fast 100 Jahren an dieser Stelle eine so genannte Kleinkinder Verwahranstalt untergebracht war. Ob es sich hier um eine fortschrittliche soziale Einrichtung handelte oder ob eher das Gegenteil der Fall war, ist leider nicht bekannt. Dafür ist ziemlich exakt überliefert, dass Eibach während seiner Geschichte zwei Mal ein Rettungsanker für Flüchtlinge war. Schon im 17./18. Jahrhundert nahm der Ort Glaubensflüchtlinge auf. Es handelte sich um Hugenotten, die vorwiegend aus Frankreich kamen. Einige Jahrhunderte später, wieder nach einem Krieg, nahm Eibach Flüchtlinge aus dem Sudetenland und Schlesien auf. Die Werkvolksiedlung wurde sogar extra für diesen Zweck gebaut. Vier Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg begannen die Bauarbeiten für die Siedlung, die für Eibach ebenfalls Bedeutung hatte.
Der Main-Donau-Kanal mit seinem Nürnberger Binnenhafen macht aus der ehemaligen Forsthube nun eine Hafenstadt. Die südliche Stadtrandlage mit kurzen Wegen zur Innenstadt einerseits und in die freie Natur andererseits, hat aus Eibach auch eine bevorzugte Wohnlage gemacht. Heute stellt sich das einstige Ybach als gediegene Vorstadtsiedlung mit fast 9.000 Einwohnern dar. Wenn das keine gelungene Entwicklung ist!