Der Nürnberger Stadtteil Pillenreuth

Konrad Groß ist dem historisch interessierten Nürnberger in erster Linie wegen seiner Spende bekannt, die zur Gründung des Heilig Geist Spitals geführt hat. Nur wenige wissen, dass er nicht nur für einen der attraktivsten Ecken des heutigen Nürnbergs verantwortlich zeichnet, sondern ein ganzes Stadtteil geschaffen hat.

Stiftung durch Konrad Groß

Pillenreuth geht nämlich auf das Kloster zurück, das 1345 von Konrad Groß für Augustinerinnen gegründet wurde. Wenn man von dort aus einen weiteren Blick zurück wirft, ist ein Zeidelgut zu erkennen. Bienen wurden dort gezüchtet, wo noch ein Stück früher gewerbliche Fischzucht stattgefunden hatte.

Fische und Bienen brachten vermutlich nicht den erhofften Erfolg und so war es dem Geschäftssinn und der Spendenwilligkeit von Konrad Groß zu verdanken, dass er mit dem Zeidelgut das Areal erwerben konnte, das zusammen mit Herpersdorf und Worzeldorf die Grundausstattung für das Kloster bildete. Die beiden genannten Reichsdörfer waren bereits an ihn verpfändet gewesen und nun waren die Voraussetzungen für eine erneute Stiftung des großzügigen Nürnberger Rates geschaffen. 200 Jahre später ging das Kloster in den Besitz der Reichsstadt Nürnberg über, welche das klösterliche Anwesen einfach aufteilte. Das war sicherlich nicht im Sinn der Nonne, die als Letzte ihres Standes das Kloster an die Reichsstadt übergeben hatte. Aber das Kloster bestand zu diesem Zeitpunkt aus zerstörten Gebäuden und es gab keinen Konrad Groß mehr, der großzügig den Wiederaufbau übernommen hätte.

Die neue Struktur setzte sich aus dem Wohnhaus für die Augustinerinnen und zwei bäuerlichen Anwesen zusammen. Ob die Stadt im Verlauf der nächsten Jahrzehnte, genauer gesagt bis zum Jahr 1664 aus Geldnot handelte oder aus anderen weltlichen Beweggründen, ist nicht überliefert. Nürnberg verkaufte nämlich stückweise das Kloster samt Anwesen.

Preußen, Bayern, Nürnberger

Bis Pillenreuth einfach nur ein Stadtteil von Nürnberg wurde, wechselte es noch ein paar Mal die Herrschaft, unter der es zu stehen hatte. 1792 wurde es erst einmal preußisch, was heute natürlich keiner mehr wissen möchte. Diese Zeit kann auch getrost vergessen werden, denn erstens passierte nichts Weltbewegendes und zweitens dauerte die preußische Herrschaft auch nur wenige Jahre.

Bayern nahm 1808 die Fäden in die Hand und schlug das Anwesen dem benachbarten Worzeldorf zu. Das war für Pillenreuth nichts Neues, denn in diesem Sinn hatte ja schon Konrad Groß fünfhundert Jahre vorher gehandelt. Bis zur Eingemeindung wuchs Pillenreuth schön langsam, aber beständig. Das Kloster besteht längst nicht mehr, aber die Existenz der klösterlichen Mauern ist noch heute nachweisbar. Damit ist nicht das Lokal gemeint, das mit seinem Namen „Klösterle“ auf die Augustinerinnen von damals hinweist, sondern die Reste des Pröpstinnenhauses und Konvents, die zeigen, wo das Kloster gestanden hat. Aber zumindest ist das heutige – weltliche – Klösterle im Gebäude es ehemaligen Klosterbauernhofes untergebracht.

Pillenreuth und die vielleicht erste Leihbücherei

Pillenreuth war nie Bühne für weltpolitische Geschehnisse, genau genommen fanden rund um den heutigen Stadtteil Nürnbergs auch keine regional bedeutenden Ereignisse statt. Dennoch steht Pillenreuth Beachtung zu. Die Nonnen waren nämlich literarisch tätig und ihr Kloster war Teil eines Netzwerkes, das der Nachwelt unschätzbare bibliothekarische Schätze hinterlassen konnte. Man verschrieb sich insbesondere der mystischen Literatur, die man allerdings nicht selbst formulierte, sondern mangels anderer Kopiertechniken abschreiben musste. Damit die Inhalte sich innerhalb der Partnerklöster verbreiten konnten, wurde eine Art Leihbücherei betrieben.

Pillenreuth ist heute ein angenehmes Wohngebiet am südwestlichen Stadtrand von Nürnberg mit Wohlfühlgarantie.