Der Nürnberger Stadtteil Moorenbrunn

Frage: Wo wohnt der Große Schillerfalter? Antwort: In unmittelbarer Nachbarschaft zur Zauneidechse und die wohnt im Moorenbrunnfeld.

Für alle, die nicht wissen, wo das sein soll: Das Moorenbrunnfeld befindet sich in der Nähe von Moorenbrunn, einem Stadtteil von Nürnberg. Es gibt dort außer den beiden schon genannten Tierarten auch noch eine seltene Erbsenart. Eine kleine, wildwachsende, rote Pflanze produziert das wilde Gemüse in völliger Freiheit, ohne Kultivierungsversuche der Menschen. Das Moorenbrunnfeld gilt für Naturfreunde als Biotop für Tierarten, die wie der Große Schillerfalter und die Zauneidechse als bedroht gelten und deshalb auf der Roten Liste stehen. Wer sich selbst ein Bild davon machen möchte, muss sich in den Südosten Nürnbergs aufmachen. Vom Zentrum aus berechnet, sind es 9 Kilometer in grober Richtung Regensburg. Der alte Handelsweg führte einst von Nürnberg über Feucht und Neumarkt nach Regensburg und wurde in den diversen Kriegen der vergangenen Jahrhunderte auch von Soldaten genutzt.

Moorenbrunn – ein junger Stadtteil

Vor 1920 kamen aber weder Heere noch Händler durch Moorenbrunn, denn das gab es damals noch nicht. Erst 1923 wurde der städtische Gutshof gebaut, der den Namen Moorenbrunn erhielt.

Im Jahr 1934 schloss sich ganz in der Nähe eine Siedlung an, welche – zeitbezogen – den Namen Julius-Streicher-Siedlung bekam. Der Gutshof und die Siedlung gelten als Grundsteinlegung für den Stadtteil, wie er sich heute präsentiert. Einheimische bezeichnen den Ort auch als „Alt-Moorenbrunn“. Demzufolge muss es auch einen Ortsteil „Neu-Moorenbrunn“ geben, damit ist die Siedlung gemeint, die während der intensiven Bautätigkeitsphase um 1960 herum in der Nähe des Moorenbrunnfeldes entstand. Natürlich hieß die brach liegende Fläche damals noch nicht so und es war auch nur ein kleiner Teil des betreffenden Areals, welches von nun an mit dem Ort Moorenbrunn verbunden wurde. Der andere Teil wurde der Natur überlassen.

Vorher – genauer gesagt in den Jahren 1939 bis 1945 – wurde das Moorenbrunnfeld zumindest teilweise militärisch genutzt. Zwar wurde dort nicht gekämpft, aber es entstanden zwei Lager. Eines gehörte zur Wehrmacht, das andere wurde als Reichsarbeitslager verwendet. Historisch interessierte Besucher können noch heute die Überreste der Lagergebäude, der Kanalisation und von befestigten Wegen erkennen.

Gewerbe und Landschaftsschutz in Moorenbrunn

Moorenbrunn gehörte bis 1972 zu Fischbach, mit dem es zusammen nach Nürnberg eingemeindet wurde. Die freie Fläche Moorenbrunnfeld verlockte die Stadt dazu, einen Teil des Areals für die Entstehung eines Gewerbegebietes zu vorzusehen. Allerdings fanden sich nicht genügen Gewerbetreibende, die dem Lockruf Folge leisten wollten. Anstatt Güter zu produzieren, wurden ausrangierte Fahrzeuge im größten Autofriedhof um Nürnberg gelagert. Mitte der 1980er Jahre wurde das Endlager für Altautos aufgelöst. Endlich konnte sich mit Siemens auch produzierende Industrie ansiedeln, allerdings blieb ein beachtlicher Teil der Fläche nutzungsfrei.

Das war eine Chance für die Natur. Das nicht bebaute Moorenbrunnfeld mauserte sich zum beliebten Freizeitort für Moorenbrunner und Nürnberger, rote Erbsen, Große Schillerfalter und Zauneidechsen.

Autor: Daniela Plankl