Herrnhütte in Nürnberg

Herrnhütte gehört heute zum Stadtteil Ziegelstein, wird aber oft als eigenständiges Viertel im Nordosten Nürnbergs angesehen. Seine Gründung ist eigentlich einer Katastrophe zu verdanken, denn Nürnberger Ratsherren mussten im Jahr 1554 eine neue Ziegelhütte aufbauen, nachdem die vorher gut florierende Hütte Ziegelstein durch Kriegswirren zerstört worden war. Die unbrauchbar gewordene Produktionsstätte lag zirka einen Kilometer in nördlicher Richtung und um sie wieder aufzubauen und in Gang zu setzen, wären zu viele Investitionen nötig gewesen. Eine neue Ziegelhütte zu schaffen, war wirtschaftlicher und so kam es zur Gründung einer Firma – und eines neuen künftigen Stadtteils von Nürnberg.

Um die Hütte zumindest namentlich von ihrer Vorgängerin zu unterscheiden, erhielt die neue Ziegelfabrik den Namen Herrnhütte – die Ziegelhütte der Ratsherren. Dass die Gründer damit auch gleichzeitig einen neuen Stadtteil ins Leben rufen, konnten die Ratsherren nicht wissen, aber eine solche Entwicklung war damals ja auch noch nicht abzusehen.

Herrnhütte produzierte – wie vorgesehen – von nun an die Ziegel für die Stadt Nürnberg. Bis 1794 wurde dort im Namen der Ratsherren gearbeitet und produziert, wobei das städtische Bauamt der Stadt Nürnberg die Oberaufsicht ausübte. Unter anderer Firmenorganisation gab es die Ziegelei noch viele Jahrzehnte länger, sie wurde nämlich erst 1918 geschlossen, weil sie sich wirtschaftlich nicht mehr rentierte. Durch die politischen Ereignisse in Bayern wurde nach der Schließung der Hütte der bereits entstandene Stadtteil im Jahr 1796 preußisch, aber schon wenige Jahre später, im Jahr 1810 kam Herrnhütte zusammen mit anderen Orten unter bayrische Herrschaft. Da 1818 der Ort nach Ziegelstein eingemeindet wurde, war der Grundstein für die Eingemeindung nach Nürnberg im Jahr 1920 gelegt. Die Ziegelei wurde nur zwei Jahre zuvor geschlossen.

Wie kommt man vom Hauptbahnhof nach Herrnhütte und wer ist Schankala?

Das Nürnberger Straßenbahnnetz wurde dennoch bis Herrnhütte verlängert, denn es gab mittlerweile dort noch andere Industriebereiche, die den Stadtteil sehr lebendig werden ließen. 1918 fuhr die erste Straßenbahn vom Hauptbahnhof über den Nordostbahnhof nach Herrnhütte. Von dort aus wurde im Jahr 1926 die Strecke nach Ziegelstein verlängert. Das ist heute schon wieder Geschichte, denn seit 27. Januar 1996 fährt die U-Bahn nach Herrnhütte. Der U-Bahnhof wurde als 35. Haltestation des Nürnberger U-Bahnnetzes gestaltet. Er liegt zwischen den Stationen Nordostbahnhof und Ziegelstein, ziemlich genau in der Mitte, je ca. 1 km nach beiden Seiten entfernt. Heute können sich die Fahrgäste sogar ohne Fahrer nach Herrnhütte bringen lassen, denn seit 2008 ist auf der Strecke eine moderne, fahrerlose U-Bahn unterwegs.

Den Schankalaweg kann man von der Haltestelle aus zu Fuß erreichen. Die Straße in Herrnhütte ehrt den Nürnberger Mundartdichter Theodor Schmidt (1884 – 1959), der als „Schankala aus Zobalashuf“ seinerzeit seine Mitbürger mit seinen Geschichten unterhielt. Seine „Schankala Streiche“ sind als Buch mit dem Erscheinungsjahr 1920 bei Sammlern als Rarität begehrt.

Von harten Ziegeln über weiche Margarine zu Rockmusik

Die Resi liegt in Herrnhütte. Dabei handelt es sich um eine ehemalige Margarinefabrik, die mit ihrer Gründung im Jahr 1911 dem Stadtteil eine bisher ungewohnte wirtschaftliche Identität gab. Weg von den harten Ziegeln, hin zur weichen Margarine – hier ist wohl der Ursprung für den Nürnberger Ausspruch schlapp oder weich „wie ein Päckchen Resi“ zu finden. Resi Margarine hatte zwar nicht den besten Ruf, galt sie doch als minderwertiger und billiger Ersatz für „gute“ Butter, die Firma produzierte aber dennoch bis zum Jahr 1972.

Einen beachtlichen Sammlerwert erreichten die Rezepthefte und Büchlein, die von der Resi Hausbücherei konzipiert wurden und zunächst als Werbebeigabe gedacht waren. Das Gebäude ist für sich allein gesehen aufgrund seiner Ähnlichkeit mit einem Schlösschen eine Sehenswürdigkeit für sich. Der Wasserturm und die restliche, imposante Bauweise tragen dazu bei, dass die Resi Fabrik zum Wahrzeichen für den Stadtteil Herrnhütte wurde. Ein solches Areal kann man natürlich nicht leerstehen lassen und so ist das Resi heute keine Margarinefabrik, sondern eine Rockfabrik mit Erlebnisgastronomie.

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