Der Nürnberger Stadtteil Buchenbühl
Knapp 2.500 Einwohner leben auf einer Fläche von 314 km² im nordöstlichen Nürnberg. Buchenbühl nennt sich der vergleichsweise junge Stadtteil, der erst nach dem Ersten Weltkrieg entstanden ist und nur zwei Jahre nach seiner Gründung nach Nürnberg eingemeindet wurde.
Illegale Bauten in Buchenbühl – geniale Idee!
Heimkehrende Soldaten wurden im Jahr 1919 zu Gründervätern. In Eigenregie kümmerten sie sich darum, für sich und ihre Familien einen sicheren Ort zu schaffen. Der „Soldatenrat des III. Armeekorps“ beschloss, im Nordosten von Nürnberg, genauer gesagt auf einem Sporn des Heidbergs eine Siedlung zu errichten. Bei der Rodung des Waldes und dem Bau der Häuser fanden entlassene Soldaten und ehemalige Arbeiter der Rüstungsindustrie eine bezahlte Beschäftigung – es wurde allerdings auf jedwedes Genehmigungsverfahren verzichtet.
Die selbsternannten Stadtplaner legten drauf los und setzten ihre Ideen sofort in die Tat um. Zunächst wurde der Wald gerodet um anschließend zweigeschossige Wohnhäuser zu bauen. Zu jedem Haus gehörte ein Grundstück von durchschnittlich 2.000 m² Fläche. Schließlich sollte den künftigen Bewohnern ermöglicht werden, sich selbst versorgen zu können. Dieser Plan führte dazu, dass zu jedem Anwesen auch ein kleiner Stall gehörte. Die Bauweise der Häuser entsprach einem nicht alltäglichen Stil. So entstanden teilweise Mansarddächer und steile Satteldächer, die dem Ort noch heute sein charakteristisches Aussehen verleihen.
Aber nicht nur beim Baustil gab es Neuerungen, auch die Verteilung der Häuser erfolgte unter ungewöhnlichen Bedingungen. Als alles fertig war, wurde das Wohn- bzw. Nutzungsrecht nämlich per Los bestimmt. Weil nun alles so schön geworden war, wurde die Siedlung schon 1922 nach Nürnberg eingemeindet. Dass die Bauten ohne Genehmigung und ohne offizielle Stadtplanung entstanden waren, interessierte niemanden mehr. Ab den Dreißigerjahren bis ca. 1960 kamen dann noch weitere Wohngebäude dazu, diesmal allerdings in überwiegend eingeschossiger Bauweise.
Flughafen vs. Waldlage
Die idyllische Wohnlage am Stadtrand, naturnah und dennoch zentral, erfuhr eine nachhaltige Änderung, als sich der Nürnberger Flughafen immer weiter ausbreitete. Buchenbühl liegt nahe an der Landebahn, die Einflugschneise führt nur knapp über dem Luftraum über dem Ort vorbei. Neue Häuser wurden seitdem kaum noch gebaut, so dass sich das Bild des Nürnberger Stadtteils in den letzten Jahrzehnten nicht wesentlich verändert hat. Dafür kommt man sich als Besucher nun vor, wie mitten im Zauberwald, denn Buchenbühl liegt trotz seiner Eigenschaft als Stadtteil Nürnbergs mitten im Wald.
Der Sebalder Reichswald und der Kraftshofer Forst sorgen für Waldluft, während im Süden der Stadtteil Ziegelstein angrenzt und im Südwesten der Nürnberger Flughafen zu finden ist. Die außergewöhnliche Architektur der ersten Häuser aus der Gründungszeit der Siedlung schafft ein besonderes Flair. Auf wessen Einfall mag wohl die ausgefallene Dachlösung zurückzuführen sein, welche auf einer Seite der Häuser das Dach bis ins Erdgeschoss hinunter reichen und auf der anderen Gebäudeseite ein Mansarddach entstehen lässt? Diese Frage mag man sich stellen, wenn man am Paulusstein einen Rundumblick genießt. Der zentral gelegene Platz entstand rund um einen Gedenkstein, den die damaligen ersten Siedler als Ausgangspunkt für ihre Rodung betrachteten. Das Froschbrücklein und der Märzenweg kamen erst später dazu, ebenso der Ohrwaschelweg, der auf den Namen eines nahegelegenen Steinbruchs im Reichswald hinweist, aus dessen Steinen die Häuser seinerzeit gebaut wurden.
Als die Gründerväter 1919 ihr neues Zuhause bauten, hatten sie zunächst weltliche Prioritäten. Die religiösen Bedürfnisse wurden später befriedigt, indem 1957 zuerst die evangelische Himmelfahrtskirche erbaut wurde und 1963 die katholische Maria-Hilf-Kirchenstiftung entstand.
Hahnenbalz und Försterschule
Durch den Ort führen zwei Verkehrswege, von denen aber nur einer dem Ort wirklich etwas bringt. Die Rede ist von der Kalchreuther Straße, die längs durch Buchenbühl führt. Der andere ist die Gräfenbergbahn, die lediglich die Schranke am Bahnübergang am Märzenweg in Bewegung bringt, denn seit 1983 gibt es keinen Bahnhof mehr. Dafür gibt es in der Kalchreuther Straße ein historisches Wirtshaus, das sogar unter Denkmalschutz steht. Der Saalbau Buchenbühl kann durchaus als gesellschaftlicher Mittelpunkt des Ortes verstanden werden. Wer das Hinweisschild zur Hahnenbalz liest, denkt vermutlich nicht gleich an ein Industriegebiet. Aus einem einstigen Sägewerk entstand nach und nach ein kleines, fast als beschaulich zu bezeichnendes Gewerbegebiet am Rande des Stadtteils. Und wer Förster werden will, ist in Buchenbühl gut aufgehoben. Im nordöstlichen Stadtteil von Nürnberg gibt es nämlich ein staatliches Bildungszentrum für Waldbewirtschaftung.