Der Nürnberger Stadtteil Herpersdorf

Der Nürnberger Stadtteil Herpersdorf liegt im Süden der Stadt und kann durchaus als Stadtrandviertel bezeichnet werden. Er wird von ca. 8.500 Bürgern bewohnt, die das ruhige Umfeld genießen, das Herpersdorf zur beliebten Wohnlage machen. Die Nähe zur Stadt und deren schnelle Erreichbarkeit werden dabei genauso geschätzt, wie der kurze Weg zu Natur und Naherholung.

Herpersdorf vor 5.000 Jahren

Herpersdorf gehört zum statistischen Bezirk Außenstad Süd der Stadt Nürnberg. Seit der Eingemeindung im Jahr 1972 ist Herpersdorf nun also ein Stadtteil einer Stadt, die es noch gar nicht gab, als in der Herpersdorfer Gegend bereits Menschen wohnten. Dort, wo nämlich im heutigen Neubaugebiet Herpersdorf Süd Wohnhäuser stehen, fand bereits in der Spätbronzezeit vor ca. 5.000 Jahren menschliche Besiedelung statt. Bei Ausgrabungen in den Jahren 2001 und 2005 wurden entsprechende Hinweise dafür gefunden. Wer an den Ort des Geschehens möchte, findet ihn in der Nähe des Eichenlöhleins in Herpersdorf.

Die erste geplante Besiedelung der Gegend, die geschichtlich belegt werden kann, fand ca. 1200 n.Chr. statt. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1250. Wie aus diesen und anderen akribisch geführten Aufzeichnungen entnommen werden kann, wurden einige Familien dort angesiedelt, die sich im und um den Reichswald herum ein landwirtschaftliches Auskommen einrichten sollten – und selbstverständlich dafür ein so genanntes Lehen erhielten. Die Familiennamen dieser Bauern lauteten gemäß den urkundlichen Aufzeichnungen: Bilo, Gulo, Worzer und Herper, wobei die Ähnlichkeiten der beiden Letztgenannten mit dem Namen Nürnberger Stadtteile kein Zufall ist. Hebrestorf wurde der Teil genannt, der von der Familie Herper bewohnt und bewirtschaftet wurde. Der Name dieses Reichsdorfes wird erneut erwähnt, da es einst dem Nürnberger Bürger und Stifter Konrad Groß verpfändet war und von diesem an das Augustinerinnenkloster Pillenreuth übertragen wurde. Einige Jahrhunderte lang prägte das bäuerliche Leben das Bild rund um Worzeldorf und Herpersdorf. Es passierte nichts Erwähnenswertes, selbst die gefürchtete Zeit der Markgräfler Kriege, des Dreißigjährigen Krieges oder anderer zerstörerischer Ereignisse ließen Herpersdorf offensichtlich verschont.

Ende der Idylle in Herpersdorf

Diese Idylle von Ruhe und Frieden änderte sich schlagartig, als im 19. Jahrhundert die Industrialisierung auch vor den Toren von Herpersdorf nicht Halt machte. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstanden ein Steinbruch und eine Ziegelei. Aufgrund der Bodenbeschaffenheit der Region lag diese Nutzung nahe. Die neuen Unternehmen brachten auch Arbeiter mit, die sich in Worzeldorf und Herpersdorf in vergleichsweise großer Zahl ansiedelten. Plötzlich lebten mehrere Hundert Menschen dort, wo einst idyllische Einsamkeit vorherrschte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, also nur ca. 50 Jahre nach der ersten spürbaren Zunahme der Bevölkerung, wurde Herpersdorf erneut zum Ziel von Zuwanderern. Dieses Mal handelte es sich um Flüchtlinge aus anderen Regionen und um Nürnberger Bürger, die durch die Bombardierung ihrer Stadt ihr Dach über dem Kopf verloren hatten und nun eine neue Bleibe suchten.

Aus der Not wurde eine Tugend, denn schnell stellte man fest, dass es sich in Herpersdorf gut wohnen lässt. Das brachte in den Siebzigerjahren weitere Menschen auf den Plan, in den idyllischen Ort umzuziehen. Bekräftigt – oder überhaupt erst angestoßen – wurde diese weitere Siedlungswelle durch ein entsprechend angelegtes städtebauliches Konzept der Stadt Nürnberg, zu welcher Herpersdorf nach seiner Eingemeindung im Jahr 1972 ja nun gehörte. Aus den ursprünglich vier Bauernfamilien entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte eine stolze Einwohnerzahl von ca. 8.500 Bürgern.

Damit änderte sich auch die Prägung des Ortes. Zunächst waren es Landwirtschaft, später der Steinbruch und die Ziegelei, die für Lohn und Brot sorgten. Heute wohnen in Herpersdorf überwiegend Menschen, die ihre Arbeitsstätten in Nürnberg haben. Sicherlich werden einige Arbeitnehmer auch mit dem Rad zur Arbeit fahren, das hat aber nichts mit dem ansässigen Radsportclub zu tun, der überregional bekannt ist. Die Bedeutung des Radsports für den Stadtteil lässt sich auch daran erkennen, dass die Ortsdurchfahrt „An der Radrunde“ heißt und eine weitere Straße  die Bezeichnung „Radmeisterstraße“ trägt.

Weitere Artikel zum Thema: