Langwasser, ein junger Stadtteil von Nürnberg

Langwasser - so nennt sich Nürnbergs junger Stadtteil, der seit dem 1. September 1938 zur Stadt Nürnberg gehört. Als typische Großstadtsiedlung ist Langwasser nicht unbedingt was für das Auge, aber umso interessanter und somit auch sehr attraktiv. Es lohnt sich wirklich, sich nicht von dem Anblick der unübersehbaren Hochhäusern abschrecken zu lassen! Auch hat es mehr zu bieten als den unwiderstehlichen Lebkuchenduft von Nürnbergs ältestem Lebkuchenbäcker, der Bewohner und Spaziergänger zu einer bestimmten Jahreszeit angenehm um die Nase weht.

Langwasser hat seinen Namen von dem gleichnamigen Bach, der von Altenfurt kommend Richtung Altstadt fließt. So mancher aufmerksame Spaziergänger am Dutzendteich mag zu seiner Überraschung entdeckt haben, dass der Langwasserbach den Dutzendteich mit Wasser versorgt. Eine Infotafel gibt den Interessierten noch weitere Informationen.

Es klingt gar nicht so abwegig, dass diese Trabantenstadt nach einem Bach benannt ist! Wäre man in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts an diesen Ort gereist, hätte man nichts als Bäume vorgefunden. Damals war Langwasser noch ein Teil des Lorenzer Reichswaldes. Dies änderte sich schnell als das Gebiet nach starken Waldbränden gerodet werden musste.

Bahnhof Märzfeld

In Langwasser wurde Geschichte geschrieben. Ab 1934 bis zu Beginn des Zweiten Weltkrieges hielten die Nazis auf diesem ungenutzten Gelände ihre Reichsparteitage ab. Damit die Reichsparteitagsbesucher auch bequem anreisen konnten, wurde 1938 der Bahnhof Märzfeld eröffnet. Dieser wurde jedoch kaum hierzu genutzt, denn mit Beginn des Krieges diente er zur Deportation von jüdischen Mitbürgern und Kriegsgefangenen aus Nordbayern. Bis Ende der 1980er Jahre diente der Bahnhof Märzfeld noch als einfacher Haltepunkt in Langwasser.

Heute sind vom Bahnhof Märzfeld nur noch Ruinen übrig. Auf der vielbefahrenen Breslauer Straße zwischen Südklinikum und Frankenzentrum ist sich kaum einer der Nähe dieser baulichen Überreste jener Zeit bewusst. Doch es lohnt sich, dort mal anzuhalten.

Langwasser – Wohnen im Grünen

Nicht weit davon zeigt sich Langwasser von seiner  - eher unbekannten – grünen Seite.
Ein kleiner Spaziergang führt zum Langwassersee. Dieser See entstand im Zuge der systematischen Bebauung des Areals, die 1957 begann und erst zu Beginn der 1990er Jahre im Groben zu Ende war.

Nachdem Langwasser in den ersten Jahren nach dem Krieg aus Flüchtlingslagern, ersten Wohnsiedlungen und Bauresten aus den Reichsparteitagen bestand, unternahmen im Jahre 1955 die Stadt Nürnberg und ihre Wohnungsbaugesellschaft die ersten konkreten Schritte, um Langwasser ein neues Gesicht zu geben. Es wurde ein Architekturwettbewerb gestartet mit dem Ziel, das bestmöglichste Konzept für eine 40.000 Einwohnerstadt zu schaffen.

Menschen, die mit dem Stadtteil Langwasser nur hohe Betonbauten und lärmende Hauptverkehrstraßen verbinden, werden staunen. Der damalige Architekturwettbewerb stand unter der Überschrift „Wohnen im Grünen“. Und tatsächlich findet man heute in Langwasser viele grüne Flecken und zusätzlich fällt auf, dass viele Sackgassen in den Wohngebieten zur Verkehrsberuhigung beitragen. Doch soll man in Langwasser durch die Bebauung nicht nur angenehm wohnen – dazu gehören übrigens auch die Einkaufszentren – können, sondern die Menschen sollen dort auch gerne arbeiten. Ein Blick in das Firmenverzeichnis von Nürnberg–Langwasser zeigt, dass dieses Vorhaben, einen Stadtteil zum Wohnen und zum Arbeiten zu schaffen, verwirklicht wurde. Die Firmen Lebkuchen Schmidt, Lebkuchen Schumann, Brochier, VEDES, Prinovis und der Franken-Center sind nur wenige Beispiele für diese Tatsache.

Langwasser heute

Jetzt sind wir im Langwasser der Gegenwart angekommen. Neben den zahlreichen Firmen, die sich in Langwasser angesiedelt haben, hat der Stadtteil sehr gute Verkehrsanbindungen. Es besitzt über die U1 optimalen U-Bahnanschluss an die Innenstadt, hat regen Omnibusverkehr, Bahnhöfe und unmittelbare Nähe zu den Autobahnen A6, A9 und A73. An Kunst und Kultur wird den Bewohnern der grünen Trabantenstadt viel geboten. Das Gemeinschaftshaus Langwasser hat in diesen Bereichen ein buntes Programm aufgestellt. Hier kann man Konzerte, Theateraufführungen, Sprachkurse, Vorträge, Zeichenkurse, Gymnastikkurse, Gedächtnistraining usw. besuchen. Zudem werden die Räumlichkeiten auch für Kongresse, Tagungen usw. und von Vereinen und Parteien genutzt. Auch wird ein sehr intensives Integrationsprogramm für Einwanderer aus den Ländern der ehem. Sowjetunion betrieben.

Ein Teil des Nürnberger Klinikums – das Klinikum Nürnberg Süd – sorgt für die medizinische Versorgung der Bürger.

Bunt und lebendig ist auch das Kirchengemeindeleben in Langwasser. Mit den drei katholischen Kirchen Menschwerdung Christi, Zum guten Hirten, St. Maximilan Kolbez, den vier evangelischen Kirchengemeinden Dietrich Bonhoeffer, Martin Niemöller, Passionskirche, Paul-Gerhadt und Freie Christengemeinde Langwasser bringt uns der jüngste Stadtteil Nürnberg nicht minder zum Staunen.