Der Nürnberger Stadtteil Schweinau
Kein Stadtteil Nürnbergs ist leichter zu orten als der Stadtteil Schweinau im Südwesten der Frankenmetropole. Schließlich beherbergt dieser das höchste Gebäude der Stadt, den Fernmeldeturm mit seinen 292,8 Metern Höhe. Die logischerweise schon von Weitem zu erblickende Turmkanzel ist offensichtlich eiförmig. Diese Form sollte in Erinnerung an die Erfindung der ersten Taschenuhr, das Nürnberger Ei, durch einen Nürnberger im 16. Jahrhundert gewählt werden. So ist dem Turm auch dieser Name geblieben – obwohl dieser Nürnberger Uhrmacher Peter Henlein als Erfinder der Taschenuhr inzwischen umstritten ist.
Die Geschichte
Nun sind wir schon mitten in der Geschichte des Nürnberger Stadtteils Schweinau. Sein Name ist Geschichte. So liegt der Stadtteil auf einer ehemaligen Schweinwiese. Durch Rodungen im Mittelalter konnte dieses Gebiet jedoch nicht mehr zur Viehzucht gebraucht werden. Historische Bedeutung erlangte Schweinau dann erst wieder im 19. Jahrhundert durch seine Lage an bedeutenden Verkehrsstraßen. Mit dem damit einhergehenden Aufschwung wurde Schweinau 1850 zu einer selbstständigen Marktgemeinde. Natürlich war die damit verbundene Erhaltung des Marktrechts, also die Erlaubnis einen ständigen Markt an diesem Ort abhalten zu können, für die „Schweinauer“ sehr wichtig, vor allem für die wirtschaftliche Entwicklung. Bezeichnend hierfür haben sich im 19. und im 20. Jahrhundert einige Industriebetriebe in diesem Gebiet niedergelassen. Einige der bekanntesten sind VDM, heute ThyssenKrupp VDM GmbH, Bosch und ein großer deutscher Motorradbauer bis Anfang der 1980-er Jahre: die Zünder & Apparatebaugesellschaft. Erst in den 1980er Jahren wurde leider ein geschichtliches Zeugnis aus dieser Zeit, das alte VDM-Fabrikgebäude im Jugendstil, trotz des massiven Widerstands aus der Bevölkerung, abgerissen und an dessen Stelle ein Baumarkt errichtet.
In die Gegenwart
Schweinau ist schon vor dem Ersten Weltkrieg mit der Stadt Nürnberg über seinen nördlichen Nachbarn St. Leonard verbunden gewesen. Durch die Schließung des 1891 erbauten Schlachthofes im Jahre 1997 rückten beide Stadtteile wieder etwas auseinander, bis eine Neubebauung des Gebietes beschlossen wurde. Die meisten historischen Gebäude wurden abgerissen und eine Wohnanlage gebaut. Jedoch ist die komplette Umgestaltung des Schlachthofgeländes noch nicht abgeschlossen. Auch aus kirchlicher Sicht sind seit 01.01.2006 die beiden Stadtteile Schweinau und St. Leonard enger miteinander verbunden. Zu diesem Zeitpunkt wurden die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Schweinau und die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde St. Leonard zur evang.-luth. Kirchengemeinde Nürnberg-St. Leonhard–Schweinau zusammengefasst. Die Fusion der beiden Kirchengemeiden aufgrund der sinkenden Mitgliederzahlen war die erste innerhalb der evangelisch-lutherischen Landeskirche Bayerns. Einen Trost gibt es dennoch für die Christen in Schweinau: Ende der 1990er Jahre ist die freie evangelische Kirchengemeinde (FEG) innerhalb von Nürnberg umgezogen und zwar in die Holbeinstraße, Nürnberg-Schweinau.
Ideale Verkehrsanbindungen kontra hohes Verkehrsaufkommen
Wie bereits erwähnt hat Schweinau seit jeher eine verkehrstechnisch ideale Lage. Unmittelbare Anbindungen an die Autobahnen sind vorhanden. Seit 1984 hat Nürnberg-Schweinau einen eigenen U-Bahn-Anschluss. Jeder Schweinauer ist mit der U-Bahn in wenigen Minuten in der Nürnberger Innenstadt. Busverbindungen sind auch ausreichend vorhanden. Andererseits hat dieser Stadtteil jedoch auch ein hohes Verkehrsaufkommen. So leiden die Schweinauer auch unter entsprechendem Verkehrslärm und die Eltern müssen ihre Kinder besonders streng beaufsichtigen.
Die unterschiedlichsten Nationalitäten
In Schweinau leben – und das ist in Nürnberg allgemein bekannt – die unterschiedlichsten Nationalitäten nebeneinander. Deshalb bleiben natürlich Schwierigkeiten in diesem Bereich nicht aus. Schulen in Schweinau sind Brennpunktschulen. Neben den engagierten Bemühungen z. B. der Schulen oder couragierter Bürger, die Verständigung der Familien unterschiedlichster Nationen zu fördern, gibt es auf dem ehemaligen Schlachthofgelände das Bürger- und Kulturzentrum „Villa Leon“ im Stadtteil St. Leonard. Dieses versucht unter anderem. auch für das benachbarte Schweinau Hilfe zur Verständigung der Bürger aus unterschiedlichen Kulturen anzubieten. Dies geschieht durch dessen Kooperation mit den Projekt zur Integration „Spielend Lernen in Familie und Stadtteil“, welche die Stadt Nürnberg für die Stadtteile Langwasser, St. Leonard und Schweinau durchführt.