Das Fischerstechen in Nürnberg

Das Fischerstechen ist keine originär aus Nürnberg stammende Tradition, sondern gehört in ganz Deutschland in vielen Städten seit dem Mittelalter zum Brauchtum. Diese Tradition, die im 18. Jahrhundert zunächst ausgesetzt wurde, wurde in den 1960er-Jahren wiederbelebt und wird in Nürnberg alljährlich auf dem Altstadtfest gepflegt.

Die älteste Beschreibung eines Fischerstechens stammt aus dem Jahre 1501. Der damals erwähnte Wettbewerb der Fischer fand in Meißen statt. In den Stadtchroniken von Nürnberg ist das Fischerstechen erstmalig im Jahr 1592 dokumentiert, es ist aber davon auszugehen, dass die Wettkämpfe bereits wesentlich früher ausgetragen wurden. In Form eines Ratsbeschlusses wird den Fischern von Nürnberg erlaubt, das Fischerstechen während der Pfingsttage zu betreiben.

Das Prinzip beim Fischerstechen ist recht einfach. Zwei Parteien mit mehren Ruderbooten fahren aufeinander zu. Hierbei ist jedes Boot mit einem Ruderer besetzt, der für die Führung des Bootes sorgt. Ein zweiter Fischer steht aufrecht im Kahn und versucht, mit einer hölzernen Stange den Träger der Lanze auf den gegnerischen Booten ins Wasser zu stoßen. Obwohl diese Beschreibung etwas martialisch erscheint, sind Verletzungen des Gegners beim Fischerstechen nicht beabsichtigt, vielmehr steht die Schadenfreude über das unfreiwillige Bad des Gegners im Vordergrund. Allerdings konnten Unfälle nicht immer vermieden werden, in den Chroniken wird sogar von einem Todesfall berichtet. So soll im Jahre 1615 ein Fischerjunge so unglücklich vor die Brust getroffen worden sein, dass er sein Bewusstsein verlor und nach wenigen Tagen seinen Verletzungen erlegen ist.

Fortsetzung der Tradition

Die im Mittelalter lebendige Tradition des Fischerstechens wurde letztmalig im Jahre 1704 durchgeführt. Eine Wiederbelebung dieses alten Brauches erfolgte erst im 20. Jahrhundert in den 1960er Jahren. Die Initiatoren für die Neuauflage der alten Tradition waren der damalige Stadtrat Horst Volk und der Karnevalist Bromig, der in Nürnberg weithin bekannt ist. Seit 1970 findet das Fischerstechen regelmäßig beim Altstadtfest statt, wo der Wettkampf zu einer der Hauptattraktionen gehört. Der Austragungsort befand sich in den ersten Jahren zwischen der Trödelmarktinsel und der Fleischbrücke. Inzwischen wurde die Wettkampfstätte flussaufwärts verlegt und liegt jetzt an der östlichen Seite der Museumsbrücke beim Heilig-Geist-Spital auf der Pegnitz.

Im Gegensatz zu dem Fischerstechen im Mittelalter hat sich das Datum, an dem das Fischerstechen vorgenommen wird, geändert. Die Wettkämpfe werden nicht mehr während der Pfingsttage, sondern am ersten Samstag des Altstadtfestes von Nürnberg, also in der Regel Mitte September, ausgetragen. Im Jahr 2011 wird das Fischerstechen am 17. September durchgeführt.

Da es sich um eine alte deutsche Tradition handelt, gibt es natürlich auch feste Regeln für das Fischerstechen, deren Einhaltung bei den Wettkämpfen von einem Schiedsgericht überwacht wird. So dürfen die Lanzen ausschließlich zum Stechen verwendet werden. Geschwungen Schläge, sei es als Keulenschläge oder als Rundschläge, sind verboten. Ebenfalls nicht erlaubt ist es, die Lanze als Speer zu verwenden und den Gegner mit einem Wurf von seinem Brett zu befördern. Die Lanzenstiche müssen sich außerdem auf den Oberkörper beschränken, Stiche ins Gesicht oder unter die Gürtellinie sind verboten. Die Abwehr der gegnerischen Stiche darf nur durch Ausweichen oder mithilfe der eigenen Lanze erfolgen, ein Berühren der Stange mit der Hand ist nicht erlaubt. Jeder Verstoß gegen eine dieser Regeln hat einen Strafpunkt zur Folge. Erhält ein Boot drei Strafpunkte, so verliert es den Wettkampf. Im Gegensatz zum Mittelalter, als in einem Durchgang jeweils zwei bis drei Boote gegeneinander antraten, ist heute bei einem Fischerstechen nur jeweils ein Boot pro beteiligter Mannschaft auf dem Wasser.

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