Nürnberger Frühlingsfest, Nürnberger Herbstvolksfest
"Brot und Spiele", so wussten schon die Römer, sind für die Zufriedenheit der Menschen wichtig. Nun haben heutige Volksfeste nicht mehr viel mit den circensischen Spielen der Römerzeit gemein, ihr Ursprung liegt aber häufig in Feierlichkeiten zu Ehren der Regierenden. So auch bei den Nürnberger Volksfesten, dem Frühlingsfest und dem Herbstfest, die heute jeweils für einen Besucherandrang von rund 2 Millionen Menschen sorgen. Der Ursprung dieser Nürnberger Volksfeste liegt bereits im 19. Jahrhundert.
Die Geschichte der Volksfeste
Im Jahre 1826 fand das Volksfest auf Beschluss der Nürnberger Bürgerschaft erstmalig statt. Der gewählte Anlass für das Fest war der Geburts- und Namenstag von König Ludwig I., der in der Bevölkerung recht beliebt war. Unbestritten ist aber auch, dass die Idee für das erste Nürnberger Volksfest vom Oktoberfest in München, das bereits seit 16 Jahren ausgesprochen erfolgreich abgehalten wurde, beeinflusst wurde. Ort der Veranstaltung war nicht das heutige Festplatzgelände am Dutzendteich, sondern die Peterheide. Hier wurden schon im Mittelalter Feste veranstaltet. Die Zeit der Schausteller, die heute in hoher Zahl auf den Volksfesten vertreten sind, war noch nicht gekommen und so dominierten Wirtsbuden den Festplatz. Bei dem ersten Nürnberger Volksfest bildeten daneben Pferderennen und Kletterwettbewerbe die Hauptattraktionen.
Das erste Nürnberger Volksfest war ein echtes Volksfest. Neben der Bevölkerung und den auswärtigen Besuchern nahmen auch eine große Zahl hochgestellter Persönlichkeiten und Adliger teil, die gemeinsamen mit den Bürgern feierten. Zum Ende des Festes wurden weite Teile Nürnbergs geschmückt und im Rahmen eines Fackelzuges wurde die Stadt in die Festivitäten einbezogen.
Die Premiere war also ein voller Erfolg und verschaffte der Stadt Nürnberg weit reichende Anerkennung und Aufmerksamkeit. Allerdings kam der Kater nach dem Blick in den Stadtsäckel, denn trotz des großen Erfolges war das Fest ein Verlustgeschäft. Der Verlust wurde von der öffentlichen Hand getragen, die damit demonstrierte, dass sie den kulturellen Wert des Festes würdigte.
Volksfeste wurden vorübergehend ausgesetzt
In der Folgezeit ließen die geschichtlichen und gesellschaftlichen Turbulenzen auch das Nürnberger Volksfest nicht unbeeindruckt. Die wirtschaftlichen Verhältnisse, die große Teile in Existenznot brachten, führten im Jahre 1843 dazu, dass die Veranstaltung wegen mangelnden Interesses in der Bevölkerung zunächst ausgesetzt wurde.
Zehn Jahre später wurde eine Neuauflage im Rahmen eines Kongresses in der Stadt Nürnberg initiiert. An diesem Fest, das 1853 auf dem Ludwigsfeld stattfand, nahm erstmalig eine große Zahl an Schaustellern teil. In den Folgejahren wurde das Fest immer stärker von den Entwicklungen der Technik geprägt, die Attraktionen wie den Kinematografen auf den Festplatz brachten. Das Fest fand zunächst jedes Jahr bis 1913 statt, dann führte der Ausbruch des Ersten Weltkrieges zu einer erneuten Zäsur in der Volksfesttradition.
Nach dem Ersten Weltkrieg lebte die Tradition schnell wieder auf, denn die Menschen suchten nach Unterhaltung und Zerstreuung. Federführend waren in dieser Zeit erstmalig die Schausteller selbst, die die Organisation des Festes in die Hand nahmen. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten änderte sich auch der Charakter des Nürnberger Volksfestes. Wie alle öffentlichen Veranstaltungen instrumentalisierten die Machthaber das Fest und missbrauchten es zu Propagandazwecken. Der Beginn des Zweiten Weltkrieges beendete 1939 diese Ära der Nürnberger Volksfeste.
Bereits 1945 gelang es den Schaustellern in Nürnberg, wieder ein bescheidenes Fest zu bestreiten. Dieses fand zunächst am Festplatz an der Fürther Straße statt und wurde dann, nachdem der Platz nicht mehr zur Verfügung stand, ab 1953 auf dem Gelände am Dutzendteich abgehalten.
Der Zulauf zu den Volksfesten war enorm. Bestrebungen, den Ort der Veranstaltung zu verlegen, wurden 1961 von den Schaustellern erfolgreich abgewehrt. Die Technisierung macht auch vor den Nürnberger Volksfesten nicht halt und so finden sich heute viele Fahrgeschäfte auf dem Fest, die die Lust nach Geschwindigkeit und Beschleunigung befriedigen. Aber auch gesellschaftliche Umbrüche spiegeln sich im Nürnberger Volksfest wider. Während zur Zeit des Wirtschaftswunders das Einweggeschirr die Stände eroberte, führte das langsam seit den 1970er-Jahren erwachende Umweltbewusstsein dazu, dass 1991 Mehrweggeschirr vorgeschrieben wurde. Diese Maßnahme, die zunächst auf den Widerstand der Wirte traf, ist heute als Erfolg zu bewerten.
Die Geschichte der Nürnberger Volksfeste zeigt, dass "Brot und Spiele" nicht isoliert stattfinden, sondern immer auch gesellschaftliche und politische Entwicklungen widerspiegeln.
Frühlingsfest und Herbstfest
In Nürnberg gibt es jedes Jahr zwei Volksfeste – das Frühlingsfest, welches ab dem Osterwochenende stattfindet und das Herbstvolksfest, welches Ende August die zahlreichen Besucher in den Nürnberger Süden an den Dutzendteich lockt.