Der Nürnberger Reichswald

Das Gebiet des Nürnberger Reichswaldes umfasst Kulturwaldflächen, die sich im Norden und Südosten der Stadt Nürnberg erstrecken. Das Waldgebiet wird in drei Teilflächen gegliedert. Diese sind der Südliche Reichswald, der Lorenzer Reichswald und der Sebalder Reichswald. Historisch bildet hiervon der Lorenzer und Sebalder Reichswald das eigentliche Gebiet des Reichswaldes, der sich ehemals im Besitz der Freien Reichsstadt Nürnberg befand. Die bewaldete Fläche war früher rund 32.000 Hektar groß. Infolge von Abholzungsmaßnahmen und durch Bebauungstätigkeiten ist die Größe des Nürnberger Reichswaldes auf weniger als 27.000 Hektar geschrumpft.

Geographische Ausdehnung

Zum Sebalder Reichswald, der sich nördlich der Pegnitz erstreckt, gehören hiervon rund 10.000 Hektar. Das Waldgebiet nördlich der Stadt Nürnberg reicht bis zum Fluss Schwabach bei Erlangen. Im Osten und Westen begrenzen landwirtschaftliche Flächen wie das Knoblauchland und die vorgelagerten Siedlungsbereiche von Nürnberg und Erlangen den Sebalder Reichswald. Die Südgrenze fällt mit der Pegnitz zusammen. Dort schließt sich die größte Teilfläche des Nürnberger Reichswaldes, der Lorenzer Reichswald, an. Die 15.000 Hektar große Waldfläche geht im Süden bis zu den Talauen der Schwarzach. Im Westen dehnte er sich früher bis zum Rednitztal aus. Hier ging jedoch bedingt durch die Siedlungstätigkeiten der Stadt Nürnberg ein Teil der Fläche verloren. Das Gebiet des Lorenzer Reichswald reicht nach Osten bis in das Gebiet von Altdorf. Die sich hier weiter nach Osten erstreckenden Waldflächen, die den Übergang zum Fränkischen Jura bilden, werden nicht mehr zum Nürnberger Reichswald gezählt.

Der Südliche Reichswald ist ein Bannwaldgebiet, das sich Süden und Südwesten an den historischen Nürnberger Reichswald anschließt und diesem erst in jüngerer Zeit zugerechnet wird. Der Baumbestand des Nürnberger Reichswaldes wird durch schnell wachsende Nutzhölzer geprägt. Vorherrschend sind hierbei die Nadelbaumarten Kiefer und Fichte, die mehr als 80 Prozent der Bäume ausmachen.

Bedeutung des Waldes

Wie nahezu alle Waldgebiete in Deutschland kommt auch dem Nürnberger Reichswald eine große Bedeutung als Naherholungsgebiet für die Bewohner der umliegenden Städte zu. Dementsprechend ausgeprägt ist auch das Netz der Wege, die den Wald durchziehen. Ihre Gesamtlänge im Nürnberger Reichswald beträgt rund 1.200 Kilometer. Ein Teil dieses verzweigten weiten Wegenetzes dient den Belangen der Forstwirtschaft, aber etwa die Hälfte der Wege unterliegt einer besonderen Pflege. Hierdurch eignen sich rund 600 Kilometer Wege im Nürnberger Reichswald für Erholungssuchende. Sie bieten sich nicht nur dem Wanderer und Spaziergänger an, sondern sind auch für Jogger und Radfahrer geeignet. Das Waldgebiet wird von den Stadtbewohnern stark frequentiert. Dementsprechend hoch ist auch der Stellenwert, dem der Nürnberger Reichswald seitens der Bayrischen Staatsforsten eingeräumt wird. Um die Erholungsfunktion und die Attraktivität des Waldgebietes zu erhalten, wurden die Eingänge zum Waldgebiet und die angrenzenden Parkplätze mit neuen Hinweisschildern versehen. Rund 60.000 Euro wurden investiert, um mit Karten im Maßstab 1 : 25.000 den Besuchern des Waldes Informationen zum Wegenetz, aber auch zum Ökosystem zu geben. Außerdem informieren die Tafeln über besondere Sehenswürdigkeiten, die zu Fuß erreicht werden können.

Der Nürnberger Reichswald ist kein naturbelassener Urwald, sondern ein seit Jahrhunderten vom Menschen genutztes Gebiet. Dennoch finden sich auch hier noch Bereiche, die aus ökologischer Sicht besonders bedeutsam sind. Weit über Nürnberg hinaus bekannt ist hiervon der Irrhain bei Kraftshof. Die ansonsten dominierenden Nadelbäume nehmen hier zu Gunsten von Eichenbeständen ab, in denen sich seltene Biotopgemeinschaften angesiedelt haben. Der Irrhain gehört deshalb auch zum europäischen Naturerbe. Außerdem wurde das Gebiet in das ökologische Verbundsystem Natura 2000 aufgenommen. Der Irrhain unterliegt einem besonderen Schutz, was auch einer vom Aussterben bedrohten Käferart zuzuschreiben ist. Hierbei handelt es sich um den so genannten Eremit, auch als Juchtenkäfer bekannt. Das unter Naturschutz stehende Gliedertier zeichnet sich durch eine große Standorttreue aus. Hat der Käfer einmal einen Baum als Lebensraum gewählt, so bleibt der diesem treu. Umsiedlungen und Änderungen der Lebensbedingungen setzten diesem Tier daher stark zu.

Insgesamt betrachtet kann der Nürnberger Reichswald heute als ein gutes Beispiel für ein funktionierendes Miteinander von Mensch und Natur angesehen werden. Die Nutzung der Bäume durch die Forstwirtschaft, die jagdliche Inanspruchnahme des Waldgebietes und die Funktion als großer zusammenhängender Naherholungsraum für die umliegenden Ballungsräume greifen ineinander. Das gestiegene Bewusstsein für ökologische Zusammenhänge lässt im Nürnberger Reichswald auch ausreichend Raum für gesondert ausgewiesene Flächen, von denen der Irrhain nur ein Beispiel ist.

Der Nürnberger Reichswald, in dem die forstliche Nutzung nachhaltigen Kriterien unterworfen wird, kann als gelungenes Beispiel für eine multifunktionale Nutzung einer alten Kulturwaldfläche angesehen werden.

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