Nürnbergs „Eiserne Lady“

Sie war nicht kalt aber eisern - Caritas Pirckheimer. Als Nonne und später als Aufseherin des Clarissen-Klosters kam sie mitten in den Strudel der Reformationsbewegung und geistig, religiösen Umbruchs. Ihre Zeitgenossen sahen sie als eine Frau mit Rückgrat und festen Prinzipien. Fritz Aschka schreibt in seinem Buch „Mein Nürnberg“ über Caritas als eine Frau, die nie gegen ihr Gewissen handelte und jedem Druck standhielt. Das brachte die geistlichen Reformatoren schier zur Verzweiflung, die ganze 111 Mal versucht hatten, sie und ihre Klosterschwestern von der reformatorischen Lehre zu überzeugen. Mag man es als Standhaftigkeit oder Borniertheit bezeichnen, in der heutigen Zeit würde sie Margret Fletscher als „eiserne Lady“ den Rang ablaufen.

Ihr Weg an die Spitze der Klarissen

Als Barbara Pirckheimer wurde Caritas 1467 in Eichstätt als Tochter eines Juristen im Dienste des Bischofs und einer reichen und tief religiösen Patrizierfamilie geboren. Von ihren zahlreichen Geschwistern überlebten nur sieben Schwestern und ihr Bruder Willibald, mit dem sie zeitlebens ein enges Verhältnis hatte. Der Vater achtete nicht nur auf ihre „weltliche“ Bildung, sondern schickte sie mit gerade mal zwölf Jahren zu ihrem Großvater nach Nürnberg, um ihr geistliches Leben bei den „Klarissen“ zu fördern. „Die Klarissen“ waren der zweite Orden des berühmten Franz von Assisi, den er gemeinsam mit Klara von Assisi um 1215 gründete.

Barbara wuchs zu einer intelligenten, jungen Frau heran. Ihr Großvater lehrte ihr die damalige Weltsprache Latein, nachdem nur Jungen in den Lateinschulen aufgenommen wurden. Ihre Fähigkeit als Frau Latein sprechen und verstehen zu können, erregte bald Aufsehen.

Schon mit sechzehn nahm man Barbara in das Kloster auf und gab ihr einen neuen Namen – Caritas (zu Deutsch „Nächstenliebe“). Dadurch verpflichtete sie sich zu einem Leben in Armut, Keuschheit und Gehorsam und stellte ihr Leben in den Dienst des Klosters. Bei ihren Schwestern erfreute sie sich so großer Beliebtheit, dass sie bereits mit 36 Jahren zur Vorsteherin des Klosters (Äbtissin) gewählt wurde. In ihrer neuen Position sah sie es als wichtige Aufgabe, das geistliche Leben der Nonnen zu fördern und lehrte sie die lateinische Sprache, so dass sie selbst die Heilige Schrift verstehen und sich mit ihrem Glauben selbstständig auseinandersetzen konnten.

Es fehlte das Geld

Sie hatte auch ein Geschick in finanziellen Angelegenheiten. Trotzdem geriet das Kloster in schwere finanzielle Nöte und erbat vom Papst die Genehmigung eines Ablasses, der von Luther schwer kritisiert, aber dem Kloster das dringend notwendige Geld bringen sollte. Hier heiligte scheinbar der Zweck die Mittel, da man mit dem Kauf eines Ablasses „angeblich“ einen verstorbenen Angehörigen aus dem Fegefeuer retten konnte. Viele glaubten diese „Geschichte“ und so konnte man mit einem Ablass immer zu Geld kommen. Wer gab nicht alles dafür, um seine Lieben vor dem Fegefeuer zu retten? Dies half jedoch nicht lange, denn 1525 erhob der Nürnberger Rat auf Bier und Wein Verbrauchssteuern. Schließlich wurde im Klarakloster selbst Bier gebraut.

Der Kampf um das Kloster

Im gleichen Jahr schloss sich Nürnberg der Reformation an und es begann für Caritas und ihre Nonnen als überzeugte Katholikinnen eine schwere Zeit. Als Caritas dann ihren Nonnen gegenreformatorische Schriftstücke auf offener Straße verteilen ließ, beschloss der Nürnberger Rat, dass nur noch „Lutheraner“ predigen sollten. Der Rat erließ noch weitere Beschlüsse im Laufe des Jahres, unter anderem die Möglichkeit, von seinem Gelübde gegenüber dem Kloster befreit zu werden. Caritas starker Persönlichkeit war es geschuldet, das lediglich eine Schwester freiwillig das Klarakloster verließ.

Das erste ökumenische Gespräch

Offensichtlich halfen alle Anordnungen und Drohungen nichts, so ging der Kampf dann leider in Gewalt über. Da weder Sachbeschädigung noch eine gewaltsame Entführung der Mütter ihrer Töchter aus dem Kloster den eisernen Willen des Klaraklosters brechen konnte, wurde ein Treffen zwischen dem engen Vertrauten Martin Luthers, Philipp Melanchthon, und der Äbtissin arrangiert. Man erhoffte sich insgeheim, dass Melanchthon die Herrin des Klaraklosters überzeugen könnte. Es gibt wahrscheinlich kaum Männer und Frauen der Kirche, die dieses Gespräch nicht gerne belauscht hätten.

Was kam dabei heraus? Zu aller Überraschung kamen die beiden überein, dass sie nur der Glaube bzw. Nichtglaube an ein gegebenes Gelübde, trennte. Philipp Melanchthon stärkte ihr sogar unerwartet den Rücken, indem er verärgert erklärte, dass es nicht in Martin Luthers Sinne sei, Gewalt anzuwenden. So musste der Nürnberger Rat, in seiner Mission gescheitert, einen anderen Weg wählen, die Klöster zu zerstören: Es wurden Neuaufnahmen untersagt.

Spuren der Caritas Pirckheimer in Nürnberg

Caritas Pirckheimer starb im August 1532, nachdem sie schon vorher an gesundheitlichen Beschwerden litt.

Es finden sich noch heute in Nürnberg Spuren dieser unglaublichen Frau. Besuchen Sie doch mal bei einem Einkaufbummel in der Königsstraße die Klarakirche. Jetzt wissen Sie, dass dort das Grabmal der Caritas Pirckheimer zu finden ist.

Ortskundigen ist auch das Caritas-Pirckheimer-Haus als Hotel bzw. Seminar- und Tagungsstätte in der Nähe des Nürnberger Hauptbahnhofes bekannt. Ein Altenheim im Stadtteil Altenfurt ist auch nach der Äbtissin benannt.

Auch hinterließ sie zahlreiche Schriften, Briefe mit angesehenen Zeitgenossen und ein Gebetsbuch.

Das wussten Sie schon alles über Caritas Pirckheimer? Dann habe ich noch etwas für Sie: Der Dichter Conrad Celtis beschrieb sie als „schönste Zier der deutschen Erde“. Sie war also auch schön!

Quellen:
Fritz Aschka „Mein Nürnberg“, Verlag Nürnberger Presse
http://de.wikipedia.org/wiki/Caritas_Pirckheimer