Schöner Brunnen

Der Schöne Brunnen am Nürnberger Hauptmarkt

Der Schöne Brunnen in Nürnberg steht am nordwestlichen Rand des Hauptmarktes, direkt vor dem Rathaus. Er gilt als eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt und ist demzufolge Teil der Historischen Meile, die alle hervorzuhebenden Attraktionen mit historischem Hintergrund miteinander verbindet.

Kirchturmspitze oder doch lieber Brunnen?

Ursprünglich wurde der Schöne Brunnen in den Jahren 1385 bis 1396 geschaffen. Damit wird die Geschichte seiner geplanten Verwendung endgültig in das Reich der Legenden verbannt, denn es heißt, das Bauwerk sei ehemals als Kirchturmspitze für die Frauenkirche (ebenfalls am Hauptmarkt) geplant gewesen. Da man damals nicht gewusst habe, wie die fertige Spitze auf den Turm zu hieven wäre, habe man sie kurzerhand zum Brunnen umfunktioniert. Die Frauenkirche war aber zu diesem Zeitpunkt bereits fertiggestellt und schon seit fast 40 Jahren geweiht. Zumindest war das ein netter Versuch, die äußerliche Form des Brunnens zu erklären, die in der Tat sehr an eine Kirchturmspitze erinnert.

Allerdings steht fest, dass sein Erbauer, Heinrich Beheim als Architekt und Steinmetz auch für einen Teil der Vorhalle in der Frauenkirche verantwortlich zeichnet und damit gibt es ja doch einen Zusammenhang zwischen den beiden bedeutsamen Sehenswürdigkeiten Nürnbergs.

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Fakt ist auch, dass die ersten zeichnerischen Entwürfe zunächst für die Ausstattung der Frauenkirche gedacht waren, letztlich wurden sie dann aber weiterentwickelt zum Brunnen. Der Brunnen (Schöner Brunnen) baut seine 19 Meter Höhe in vier Etagen auf. Zunächst sind Philosophie und die Sieben Freien Künste in der unteren Etage zu finden, danach sind die vier Evangelisten und vier Kirchenväter zu erkennen, im dritten Stock sind sieben Kurfürsten und die Neun Guten Helden zu sehen und zu guter Letzt warten Moses und sieben Propheten auf. Die Darstellung und die Wahl ihrer Anordnung lässt Rückschlüsse auf die Absicht zu, das Weltbild des Heiligen Römischen Reiches in Stein zu meißeln, wobei es sich bei dem Material der Nachbildung aus dem Jahr 1912 um Muschelkalk handelt.

Viel Geld für einen Schönen Brunnen

Der Bau des Brunnens kostete dem Stadtsäckel 4.500 Gulden. Ganze 500 Jahre stand der Schöne Brunnen an Ort und Stelle. Immer wieder wurde er restauriert, übermalt und ausgebessert, wobei man mit der umfangreichsten Überarbeitung bis zum Jahr 1822 warten konnte. Diese kostete für die damalige Zeit ein Vermögen, nämlich mehr als 20.000 Gulden. Allerdings musste man sich 1902 eingestehen, dass es nun wohl tatsächlich an der Zeit war, den Brunnen ins Museum zu schaffen, bevor er endgültig zerfallen würde. Seitdem befinden sich die Reste gut geschützt im Germanischen Nationalmuseum zu Nürnberg, während der Schöne Brunnen in seiner jetzigen Form einen perfekten Nachbau aus dem Jahr 1912 darstellt. Die unglaublich klingende Summe von 6,5 Millionen Mark wurde dafür aufgebracht. Zum Glück überstand das Bauwerk den Zweiten Weltkrieg wie durch ein Wunder und dank seiner Ummantelung aus Beton unversehrt.

Der Schöne Brunnen und sein Wunschring

Bei der Betrachtung der symbolhaften und figürlichen Darstellungen fällt auch ein goldener Ring auf, der eigentlich aus Messing ist. Er ist kunstvoll in das schmiedeeiserne Gitter eingefügt, das den Brunnen umgibt. Eingeweihte Nürnberger wissen, dass es sich dabei um eine Nachbildung des echten Rings handelt, der auf der anderen Seite des Brunnens, ebenfalls ins Gitter geschmiedet zu finden ist und der allerdings auch schon längst nicht mehr das Original ist. Der heute vorhandene Ring wurde im Jahr 1902 aus Eisen geschmiedet und fällt wegen seiner dunklen Farbe kaum auf. Das Original wurde wohl bereits mit der Schaffung des Gitters im Jahr 1587 eingefügt – so genau weiß man das nicht. Ihm wird eine gewisse Wunderwirkung zugeschrieben, denn wer mit einem bisher unerfüllten Kinderwunsch an den Ring herantritt und ihn dreht, soll alsbald mit reichem Kindersegen bedacht werden. Der goldglänzende Messingring stammt aus dem Jahr 1957 und wird recht häufig irrtümlich für den echten Wunschring gehalten – es wird jedenfalls eifrig daran gedreht.

Autor: Daniela Plankl

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