Die Nürnberger Felsengänge – das unterirdische Nürnberg

Wohin bringt eine Stadt in Kriegszeiten ihre Kunstschätze, um sie vor Vernichtung oder Diebstahl zu schützen? Das haben sich die Nürnberger im Zweiten Weltkrieg überlegt, als sie merkten, dass die Lage ernst ist. Die Lösung hieß: ab in den Keller.

Nürnberg ist seit dem frühen Mittelalter unterhöhlt, und wahrscheinlich noch länger. In den roten Sandstein des Burgbergs sind unterirdische Gänge geschlagen worden, die schon um 1380 ihre erste Erwähnung fanden.

Lagerort für Lebensmittel und Kunstschätze

Damals hatten die kühlen und dunklen Räumlichkeiten die Aufgabe, Bier zu lagern. Auch Lebensmittel wurden in den Felsenkellern aufbewahrt, denn die klimatischen Bedingungen in der Tiefe waren ideal zum Lagern von Vorräten. Man schaffte sich einen natürlichen Vorratskeller und sicherte damit die Versorgung der Bevölkerung.

Sauerkraut und Gurken werden heute nicht mehr dort unten eingelagert, aber Bier wird immer noch von einer privaten Brauerei hier aufbewahrt.

In der Zeit zwischen ihrer Entstehung und heute dienten die Felsengänge auch den Menschen immer wieder zum Schutz in unruhigen Zeiten. Aber sie wurden auch als Bunker für wertvolle Kunstschätze verwendet. So konnten die Nürnberger ihren Engelsgruß von Veit Stoß, den Globus von Martin Behaim, die Reichskleinodien und Originalwerke von Albrecht Dürer und andere wertvolle Schätze vor der drohenden Zerstörung retten. Behalten konnten sie nach dem Krieg einige dieser Werke trotzdem nicht, aber das ist wieder ein anderes Thema.

Erst einmal konnten sie dafür sorgen, dass diese unwiederbringlichen Kunstschätze gerettet wurden. Den Historischen Kunstbunker kann man besichtigen, wenn man 24 Meter in die Tiefe hinunter gestiegen ist. Zusammen mit den anderen Teilen der Felsengänge wird bei einer Führung das ausgeklügelte Belüftungssystem über extra dafür geschaffenen Stollen und Schächte erklärt. Eine ebenso faszinierende Führung führt über die Wehranlage des italienischen Baumeisters Fazuni, die Fazuni Bastei, zu einer 450 Jahre alten Treppe in die Tiefe zu den Kasematten. Von diesen mittelalterlichen Verteidigungsanlagen, welche für sich allein schon Berühmtheit erlangten und sehenswert sind, geht es noch weiter hinunter. Über schmale und insgesamt zwei Kilometer lange Felsengänge geht es weiter.

Besichtigung der Felsengänge

Damals waren die Wege geheim. Sie könnten bestimmt so manch spannende Geschichte erzählen. Heute erfährt der Besucher bei einer ganz offiziellen Führung die technischen Details der dortigen Lochwasserleitungen. Dort wurde die Trinkwasserversorgung der Nürnberger Bevölkerung über Jahrhunderte hinweg sichergestellt. Mittlerweile ist das natürlich Geschichte, aber die Begehung der Felsengänge ist immer noch ein eindrucksvolles Erlebnis. Das sehen auch Kinder so, insbesondere wenn sie an einer Führung teilnehmen dürfen, die extra für ihre Altersgruppe zugeschnitten ist. Aber eine Besichtigung ist natürlich für alle Altersgruppen interessant, obgleich darauf geachtet werden muss, dass die Begehung der teilweise engen Gänge mindestens festes Schuhwerk erfordert.

Die Führungen, die ca. eine Stunde dauern, finden täglich um 11:00 Uhr, 13:00 Uhr, 15:00 Uhr und 17:00 Uhr statt. Der Kartenvorverkauf für die Besichtigung der Felsengänge erfolgt im Brauereiladen im Altstadthof in der Bergstraße 19.