Der Nürnberger Stadtteil Ziegelstein

In Ziegelstein, einem nördlichen Stadtteil von Nürnberg, lebt heute mehr als 11 Prozent der Stadtbevölkerung. Das muntere, alltagsgeprägte Leben in Ziegelstein lässt die Erinnerung an die Anfänge des Stadtviertels ein wenig in den Hintergrund geraten. Dabei lohnt sich durchaus ein Blick auf die Geschichte.

Ziegelstein und seine Geschichte

Schon im Mittelalter gab es Ziegelstein, damals noch als Dorf, zu welchem die dort ansässige Ziegelhütte und das Schloss Ziegelstein der Familie Haller gehörte. Schon vor dem Dreißigjährigen Krieg fielen Siedlung und Ziegelhütte allerdings der völligen Zerstörung zum Opfer. Auch das Schloss der Nürnberger Patrizierfamilie Haller kam nicht ungeschoren davon.

In den folgenden Jahrhunderten übernahmen verschiedene Patrizier die Herrschaft über den Sitz, am längsten war es die Familie der Imhoff, welche fast 200 Jahre lang, bis 1848 dort residierte. Das Imhoff´sche Schloss widerstand allen Wirrungen dieser Zeit bis zum Zweiten Weltkrieg. Die Amerikaner fügten dem Gebäude, das gewiss keinen militärischen Nutzen hatte, nicht unerheblichen Schaden zu. Was diese nicht schafften, brachten verschiedene Bauherren in der Nachkriegszeit zustande, denn das Imhoff´sche Schloss wurde durch unsachgemäße Modernisierung nicht unbedingt schöner.

Zu dieser Zeit gehörte Ziegelstein nach der Eingemeindung im Jahr 1920 bereits zu Nürnberg. Die nun städtische Verwaltungszugehörigkeit löste die Herrschaft der Bayern ab, die wiederum schon 1810 die Preußen aus dem Feld geschlagen hatten. Seit 1920 entwickelte sich Ziegelstein zu einem familienfreundlichen Wohnumfeld.

Ziegelstein und Herrnhütte

Nachdem im Zweiten Markgrafenkrieg Ziegelstein und die Ziegelhütte Schauplatz von Verwüstungen war, entschloss man sich, die alte Ziegelhütte nicht mehr aufzubauen. Stattdessen eröffneten die Nürnberger Ratsherren eine neue Ziegelhütte ganz in der Nähe, die nach ihren Gründern Herrnhütte benannt wurde.

Nachdem Anfang des 19. Jahrhunderts Herrnhütte ein Gemeindeteil von Ziegelstein geworden war, erfolgte 1920 auch für Herrnhütte die Eingemeindung nach Nürnberg. Die Ziegelei war aber schon zu diesem Zeitpunkt nicht mehr lukrativ, der Betrieb wurde kurz vor der Eingemeindung eingestellt. Ziegelstein und Herrnhütte sind im heutigen Stadtteil die Bezeichnungen von Haltestellen der U-Bahn, mit welcher der städtische Randbezirk vom Stadtkern aus in ca. 15 Minuten zu erreichen ist.

Ziegelstein in der Gegenwart

Eine gute Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln macht ein Leben, Wohnen und Arbeiten in Ziegelstein zur problemlosen Angelegenheit. Der gesamte Stadtteil ist familienfreundlich gestaltet. Dazu gehört auch eine Bebauung mit Wohnhäusern und Siedlungen aus der Zeit um 1950 herum, welche heute zu bezahlbarem Wohnraum führt, der gerne angenommen wird. Man kann aber auch noch eine Reihe von gut erhaltenen und liebevoll restaurierten Häusern aus dem 18. Jahrhundert bewundern.

Herausragende Sehenswürdigkeiten fehlen in Ziegelstein, obwohl das Imhoff´sche Schloss trotz seiner missglückten Restaurierung dennoch Beachtung finden sollte. Interessant ist sicherlich auch die Gnadenkirche, welche den Ziegelsteinern aus Dänemark geschenkt wurde. Das Besondere an dieser Gnadenkirche ist die Tatsache, dass die Kirche in gleicher Bauweise an mehreren Orten in Deutschland zu finden ist, denn die Dänische Stiftung wollte Heimatvertriebenen in ganz Deutschland zumindest eine religiöse Heimat geben.

Einen besonderen Stellenwert im heutigen Ziegelstein nimmt die Brauchtumspflege ein. Unter den traditionellen Festen sticht die Kirchweih ganz besonders hervor, die als Straßenkirchweih gefeiert wird und Gäste aus dem gesamten Nürnberger Stadtgebiet anlockt. Festplatz ist dabei der Anger, der schon in früheren Jahrhunderten eine wichtige Rolle im Dorfleben spielte. Damals nannte man die heutige Grünfläche Dorfallmende. Es handelte sich um Gemeindeeigentum, auf dem Landwirtschaft betrieben wurde. Heute ist der Anger Mittelpunkt des Stadtteillebens, auf dem Feste und Veranstaltungen stattfinden.

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