Bamberg in Oberfranken
Fränkisches Rom, Klein-Venedig – liegt Bamberg etwa in Italien? Natürlich nicht! Bamberg ist Wirtschaftszentrum und Mittelpunkt eines 200.000 Einwohner umfassenden Einzugsgebietes in Oberfranken und gehört damit zu Franken-Bayern-Deutschland. Die malerische Stadt auf den sieben Hügeln (aha! Fränkisches Rom!) freute sich mit seinen Bewohnern im Jahr 1993 über die Aufnahme von Bamberg in die Liste der UNESCO als Weltkulturerbe.
Rom – Venedig – Bamberg
Stephansberg, Kaulberg, Domberg, Michaelsberg, Jakobsberg, Altenburg und Abtsberg. So heißen die sieben Hügel im Regnitztal, auf denen im Laufe der Jahrhunderte aus Castrum Babenberch das heutige Bamberg entstand. Sieben Hügel waren es auch in Italien, auf denen Rom erbaut wurde und so erscheint es nur logisch, dass Bamberg auch das Fränkische Rom genannt wird. Der Bezug zu Venedig erschließt sich dem Besucher der ehemaligen Fischereisiedlung an der Regnitz, denn die malerischen Häuschen der ehemaligen Schiffer und verwinkelten Gassen rings um die Ufer des Flusses erinnern an die Lagunenstadt, wenn auch im fränkischen Stil – und etwas kleiner. Der Strom der Touristen, den Bamberg jährlich anlockt, ist dagegen mindestens so imposant, wie der zu den italienischen Schwestern. Die Altstadt stellt immerhin das größte zusammenhängende Areal Deutschlands dar, in welchem unversehrt gebliebene Gebäude aus dem Mittelalter zu bewundern sind. So ist die ehemalige Bischofs- und Kaiserstadt ein beliebtes Ausflugsziel geworden für eine Reise in die Vergangenheit.
Vom Castrum Babenberch bis zum heutigen Bamberg
Als 902 das Castrum Babenberch als Lehen für das Königreich zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde, stand es schon eine unbekannte Anzahl von Jahren im Besitz derer von Babenberch. Fortan wurden über die Geschicke des Ortes akribische Aufzeichnungen angefertigt und so weiß man auch, dass Kaiser Otto II das Castrum an seinen Vetter schenkte, der als Heinrich der Zänker in die Geschichtsbücher einging.
Kaiser Heinrich II gründete im Jahr 1002 das Bistum. Der Bamberger Dom steht in seiner heutigen Form aber erst seit dem 13. Jahrhundert, denn seine baulichen Vorläufer überstanden diverse Brände nicht. Damit der neue Dom und die Stadt im Jahr 1430 nicht vom gleichen Schicksal heimgesucht wurden, brachten die Stadtväter die stolze Summe von 12.000 Gulden Lösegeld auf, damit die Hussiten von ihrem Plan der Brandschatzung Abstand nahmen. Welch ein Glück, denn sonst wäre das heutige Bamberg nicht das, was es ist.
Bis zu seiner kulturellen Blütezeit im 18. Jahrhundert musste die Stadt noch einige schwere Zeiten durchstehen. Bürger- und Bauernkriege, Dreißigjähriger Krieg und Siebenjähriger Krieg hinterließen ihre Spuren, bis Bamberg durch die Erklärung der Zugehörigkeit zu Bayern zwar seine Selbstständigkeit verlor, aber an Ruhe gewann. Die beiden Weltkriege Anfang des vorigen Jahrhunderts fügten der Stadt in seiner Bausubstanz wenig Schaden zu, hinterließen aber, wie überall in Deutschland, Wunden und Narben in der Bevölkerung.
Heute ist Bamberg ein Wirtschaftszentrum, eine Universitätsstadt, eine Theaterstadt und nicht zuletzt eine Heimat für 70.000 Bamberger.
Bamberger Kreuz und Kater Murr Hoffmann
Das Bamberger Kreuz hängt nicht in einer der vielen Kirchen, sondern es sind die Kirchen selbst, die aus der Vogelperspektive betrachtet, ein Kreuz bilden. Der Dom, St. Jakob, St. Gangolf und St. Martin bilden den Längsbalken, während der Querbalken durch die Verbindung von St. Stephan, der Oberen Pfarre, wiederum dem Dom und St. Michael entsteht. Vierkirchenblick nennt man dieses imaginäre Kreuz. Der Kreuzungspunkt zwischen Längs- und Querbalken wird durch die Tattermannsäule markiert, an dessen Stelle zum 1000jährigen Bestehen des Bistums ein Denkmal erschaffen wurde, durch das sich ein jüdischer Künstler verewigen konnte. Das Kreuzsymbol wird übrigens auch im Grundriss des Bamberger Doms wiederholt.
Der Dom selbst in eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten in Bamberg. Eine Steinskulptur im Inneren des Doms findet bei den Domführungen große Beachtung. Es handelt sich um den Bamberger Reiter, über dessen Deutung sich selbst die Gelehrten streiten. Aber auch ohne genau zu wissen, welche der verschiedenen Theorien zutrifft, lohnt sich ein Blick auf den gekrönten Reiter auf dem Pferd, dessen Hufe durch eine Besonderheit auffallen, denn es handelt sich um die erste Darstellung von Hufeisen an einer Steinskulptur.
Bei einem Spaziergang durch die Stadt kann der interessierte Besucher neben den schon erwähnten religiösen Bauwerken auch eine Reihe von weltlichen Denkmälern besichtigen. Als Beispiel sei das Denkmal für Kater Murr genannt, der mit seinem Herrn E.T.A. Hoffmann dargestellt ist – oder ist es umgekehrt?
Hexenverfolgung in Bamberg
1421 begann mit der ersten Hinrichtung, die im Zusammenhang mit dem Vorwurf der Hexerei stattfand, ein Zeitraum von 200 Jahren, in dem noch mehr als 300 Menschen ihr Leben lassen mussten. Als Hexer und Hexen oder als Zauberer mit Hexenkräften landeten vorwiegend solche Personen auf dem Scheiterhaufen, die den damals Mächtigen im Weg standen. Hexerei war nämlich ein Vorwurf, der nicht so leicht zu entkräften war, insbesondere da der Hexenglaube tief in der Bevölkerung verwurzelt war.
Die Bamberger Hexenprozesse sind in archivierten Prozessakten festgehalten, welche in der Staatsbibliothek Bamberg aufbewahrt werden. Man darf den Schwedischen Truppen dankbar sein, die im Dreißigjährigen Krieg Bamberg einnahmen und den Hexenverfolgern und ihrem Treiben ein Ende setzten.