Das Nürnberger Ei – die erste Nürnberger Taschenuhr

Das Nürnberger Ei ist wohl ein Begriff, den viele schon einmal gehört haben. Was es aber mit dem Nürnberger Ei genau auf sich hat, ist bei den wenigsten bekannt. Das Nürnberger Ei hat etwas mit einer kleinen Taschenuhr zu tun, die man mit sich führen konnte.

In Zeiten des Internets, des Mobiltelefons und der E-Mails ist es kaum noch vorstellbar, dass das mittelalterliche Wirtschaftsleben ohne Hektik, Hetze und minutenschneller Terminvereinbarung auskam. Während heute Termine über das Mobiltelefon exakt und schnell vereinbart werden bzw. Antworten über die E-Mails unverzüglich möglich sind, lag der Zeithorizont im Mittelalter noch ganz anders. So wurden Termine gegen Mittag oder gegen Abend vereinbart. Dass man dabei keine eigene Armband- oder Taschenuhr bei sich hat, auf der man heute nicht gerade selten während eines Tages die Zeit abliest, ist unvorstellbar.

Meist waren es Sonnenuhren an den Häusern, die die grobe Zeit anzeigten. Doch auf die Sonnenuhren war – vor allem bei schlechtem Wetter – auch nicht immer Verlass. Eine weitere Möglichkeit, etwas über die Zeit zu erfahren, hatten die Menschen durch den Türmer. Jener Türmer schlug auf den Wehr- und Kirchtürmen die Glocke, so beispielsweise auch am Lauferschlagturm der zweiten Stadtbefestigung, wonach der Turm seinen Namen erhielt.

Die Uhren vor Henlein

Schon vor Henlein gab es Uhren. Diese Uhren waren aber sehr große Turm- bzw. Standuhren, die von Gewichten angetrieben wurde. Später wurden Tischuhren entwickelt, die mit einem starken Metallstück – der so genannten Unruh – angetrieben wurden. Eine mobile Uhr, die man am Handgelenk oder in der Hosentasche (damals „Hosensack“) tragen konnte, gab es allerdings nicht.

Über Peter Henlein ist heute relativ wenig bekannt. Peter Henlein, der die erste Taschen- bzw. Sackuhr erfand, ist etwa um das Jahr 1480 geboren, erlernte den Beruf des Schlossermeisters und stammte aus einer alten Handwerkerfamilie. Im Jahr 1504 soll er in eine nächtliche Rauferei verwickelt worden sein, bei dem ein Mann ums Leben kam. Damals war die Strafe für einen Diebstahl noch wesentlich höher als für Totschlag. Man konnte sich sogar mittels Verhandlungen mit der Sippe des Getöteten freikaufen. Dennoch floh Henlein ins Barfüßer-Kloster und blieb darin, bis die Zahlungen an die Sippe des Getöteten und die Sühneverhandlungen erfolgt sind.

Henlein im Barfüßer-Kloster

Seine handwerkliche Ausbildung und die Langeweile im Kloster mag den Anlass dazu gegeben haben, dass er versuchte, die Teile einer Tischuhr immer weiter zu verkleinern. Nachdem er viel gebastelt, konstruiert, gezeichnet und probiert hatte, gelang es ihm tatsächlich eine Uhr in einem Gehäuse, welches eine Höhe von sechs Zentimetern und eine Durchmesser vom nur fünf Zentimetern hatte, unterzubringen. Die Unruh stellte sich dabei als die größte Herausforderung heraus. Denn diese musste biegsam und fest zugleich sein. Egal, welches Metallstück er auch verwendete, keines eignete sich für die Verwendung als Unruh. Schließlich versuchte er es mit einer Schweineborste und hatte damit Erfolg.

Peter Henleins Uhr ist heute noch im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg ausgestellt.

Später wurden die Uhren in einem eiförmigen Gehäuse untergebracht. Die Uhren erhielten deshalb den Namen „Nürnberger Ei“, da die Verkleinerung der Uhr auf eine Eigröße in Nürnberg erfunden wurde.

Martin Luther, der Reformator, hat im Jahr 1527 solch ein Nürnberger Ei vom Abt von St. Egidien geschenkt bekommen. Martin Luther lobte das Nürnberger Ei, welches schon kurz nach seiner Erfindung weit über die Grenzen Nürnbergs hinaus bewundert wurde.

P. S.: Der Nürnberger Fernmeldeturm wird von den Nürnberger oft auch gerne aufgrund seiner Form als "Nürnberger Ei" bezeichnet.