Der Irrhain des Pegnesischen Blumenordens

Im Norden von Nürnberg, in der Nähe des Ortsteils Kraftshof, liegt auf einem bewaldeten Landstück inmitten von Gemüsebeeten der Irrhain des pegnesischen Blumenordens, der einzigen seit dem Barock bis heute bestehenden Literatur-, Sprach- und Dichtergesellschaft.

Vor der Entstehung des Irrhains hatte sich die von Georg Philipp Harsdörffer und Johann Klaj ins Leben gerufene Dichtergemeinschaft, die den Blumenorden 1644 gegründet hatten, im Poetenwäldchen bei der Weidenmühle und nachdem die Treffen dort aufgrund einer Einzäunung nicht mehr möglich waren im „Haus zum halben Mond“ des Andreas Ingolstätter getroffen.

Damit die Versammlungen der Dichtergemeinschaft wieder in der freien Natur stattfinden konnten, wurde das weitläufige Gelände durch ein Mitglied des Ordens, den Pfarrer von Kraftshof Martin Limburger als „sprechender Garten“ in einem verwilderten Eichenhain als ein Symbol für den Welt-Irrwald angelegt, was durchaus dem damaligen Zeitgeist entsprach.

Die Arbeiten an dem neuen Garten waren im Jahre 1681 abgeschlossen und drei Jahre später erhielt der Orden durch einen Ratserlass das ewige Benutzungsrecht.

Zu Beginn war der Garten als Labyrinth angelegt, was aber im Laufe der Jahre zum Teil wegen der zu umfangreichen Pflege aber auch durch Windbruch an einigen Bäumen immer mehr zurückgebaut und später ganz eingestellt wurde. Spätestens seit 1878 wurden die Wege so umgestaltet, dass von einem Irrgarten oder Labyrinth nicht mehr die Rede sein kann.

Der Irrhain wurde im Laufe der folgenden Jahre immer mehr zu einem Platz an dem Traditionen gepflegt wurden, sogar der bayerische König Maximilian II. besuchte im Jahre 1855 das Irrhainfest des Blumenordens.

Das Eingangsportal aus dem Jahre 1894 sowie weitere acht Steindenkmäler aus dem 18. und 19. Jahrhundert erinnern heute noch an die frühere Gestaltung der Anlage. Die Denkmäler waren zum Teil Ordensmitgliedern gewidmet wie z. B. ein Obelisk für das Ehrenmitglied Martin Wieland. Leider ist von ursprünglich mehr als dreißig, an Bäumen angebrachten Gedenktafeln nur noch eine im Original vorhanden, allerdings wurden im Jahr 1994 wieder vier neue Tafeln ergänzt.

Durch die Kriegseinwirkungen des 2. Weltkrieges wurde der Irrhain stark in Mitleidenschaft gezogen und beschädigt. Er ist danach auch stark verwildert und diente nur noch privaten Zwecken, wurde dann aber wieder hergerichtet und erneuert.

Der Irrhain war im Laufe der Jahre als Bühne für das alljährlich am ersten Sonntag im Juli stattfindende Irrhainfest sehr beliebt, bei dem überwiegend Stücke von Hans Sachs sowie ein Irrhainspiel präsentiert wurden. Im Jahr 1992 wurde zu diesem Zweck auch wieder eine Gesellschaftsbühne errichtet. Aber nicht nur als Ort für das jährliche Irrhain-Fest sondern auch bei Spaziergängern ist der Irrhain sehr beliebt.

Der Irrhain war früher in verschiedene Bereiche aufgeteilt, wobei der überwiegende Teil aus unregelmäßig angeordneten Wegen bestand die durch Hecken abgegrenzt waren. In einem anderen Teil befand sich der sogenannte Schlangenweg. Hierbei handelte es sich um einen Zickzackweg, welcher aber bereits im Jahre 1796 wegen des zu großen Pflegeaufwandes wieder eingeebnet wurde. Außerdem gab es einen als Scheinfriedhof gestalteten Teil mit Gedenksteinen.

So beliebt der Irrhain in früheren Jahren als Veranstaltungsort für den Pegnesischen Orden und die Bevölkerung war, wurde er im Jahre 2008 trotzdem durch das Forstamt für Veranstaltungen geschlossen.

Das Vorkommen des seltenen Eremit-Käfers lässt aufgrund der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU das Entfernen von Totholz sowie einen Baumschnitt nicht mehr zu, sodass unter anderem das Irrhainfest nicht mehr stattfinden kann.

Zu erreichen ist der Irrhain aber nach wie vor über die Irrhainstraße in Nürnberg-Almoshos.

Autor: Klaus Meininger