Steinbühl, Stadtteil in der Nürnberger Südstadt

Steinbühl ist ein Stadtteil in der Nürnberger Südstadt. Heute wirkt die überwiegend an den Stil der Gründerzeit erinnernde Bebauung so, als ob hier schon immer Nürnberg mittendrin gewesen wäre, aber ein historischer Rückblick bringt andere Fakten ans Licht. Der heute dicht besiedelte und lebhafte Nürnberger Stadtteil kam auf eigenen Wunsch im Jahr 1886 in Form der Eingemeindung nach Nürnberg. Der Zusammenschluss war ein Gewinn für beide beteiligten Gemeinden, denn Steinbühl galt zu jener Zeit als das gewerbereichste Dorf in Bayern. Durch die Ansiedlung von Gewerbe und Industrie hatte sich die Bevölkerungsrate ständig erhöht und das aufstrebende Dorf Steinbühl wurde mit einem steigenden Bedarf an Wohnungen konfrontiert. Diese Aufgabe konnte von Steinbühl alleine nicht erfüllt werden und so stellte man den Antrag, zur finanzkräftigeren Stadt Nürnberg gehören zu dürfen. Die Nachbarstadt erfüllte dieses Anliegen gern, denn auf diese Weise kam nicht nur mehr Industrie ins Stadtgebiet, sondern auch freie Bauflächen.

Der Weg vom Dorf zur Stadt

Solange Steinbühl noch ein selbstständiges Dorf war, erlebte es seit seiner ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 1343 bis Mitte des 18. Jahrhunderts einige Jahrhunderte mit relativ unspektakulärer Geschichte. Die Herren von Breitenstein gaben mit ihrem Herrensitz aus dem 14. Jahrhundert der Siedlung ihren Namen. Die Steinbühler Straße wurde namentlich sogar schon 1488 erwähnt, als die Verbindung zwischen dem Dorf Steinbühl und der Nürnberger Altstadt. Es ist kein Wunder, dass sich entlang der heutigen Gibitzenhofstraße und Wiesenstraße einige Bauernhöfe angesiedelt hatten, war doch die Verbindung zur Stadt so praktisch. Einige dieser Höfe waren bis zum 19. Jahrhundert Bestandteil der Bebauung. Das gilt auch für das Schloss Schoppertshof mit Standort der heutigen Kreuzung Wiesenstraße/Heynestraße. 1734 wurde es leider abgebrochen.

Dort, wo heute die Wiesenstraße 19 zu erkennen ist, befand sich zu jener Zeit ein weiterer Herrensitz, den der umgebende Dorfweiher zum Wasserschloss werden ließ. Im Jahr 1880 wurde der Weiher zugeschüttet und überbaut, der Herrensitz fiel den Angriffen im Zweiten Weltkrieg zum Opfer. 1808 schlossen sich das benachbarte Tafelhof und Steinbühl zu einem Steuerdistrikt zusammen und so wurden aus den damaligen 37 Anwesen zusammen mit den Tafelhofer Nachbarn 50 Häuser, die später nach Nürnberg eingemeindet wurden.

Steinbühl als Nürnberger Stadtteil

Das neu hinzugekommene Bauland wurde von aufstrebenden Unternehmen genutzt und so siedelten sich 1834 die Ultramarinwerke an, im Jahr 1889 folgten die Schuckert Werke. Aus der Tafelfeldstraße wurde bald eine Einkaufsstraße. Im Jahr 1893 begann man mit dem Bau der Christuskirche, die auch heute als evangelische Kirche für ein lebendiges christliches Leben in Steinbühl sorgt. Neben Miethäusern und Fabriken entstanden in Steinbühl gegen Ende des 19. Jahrhunderts auch einige Prachtbauten, die im neugotischen Stil noch heute rund um den Aufseßplatz zu sehen sind. Der heutige beliebte Treffpunkt und belebter Mittelpunkt des Stadtteils und der gesamten Südstadt entwickelte sich zur Jahrhundertwende zum lebendigen Ort. Er war mit seinen Grünanlagen, dem Nymphenbrunnen und dem Wetterhäuschen als gezielte Städtebaumaßnahme gedacht, die zur Aufwertung des Stadtteils beitragen sollte. Der Plan ging auf und die nachhaltige Wirkung ist bis heute zu spüren, denn der Aufseßplatz wird mitunter als „Herz der Südstadt“ bezeichnet.

Schocken und Casablanca

Das Kaufhaus Schocken, welches 1926 in Steinbühl zum ersten Mal seine Pforten öffnete, gibt es längst nicht mehr. Aber das Gebäude im Bauhausstil ist immer noch zu bewundern und einkaufen kann man darin auch. Welches Kaufhausunternehmen sich auch immer darin als Schocken-Nachfolger niederließ, für alteingesessene Nürnberger gilt das Kaufhaus am Aufseßplatz immer noch als „der Schocken“. In ähnlicher Liebe zur Tradition haben sich einige Hundert Nürnberger dazu entschlossen, das Steinbühler Kino Casablanca nicht untergehen zu lassen, sondern es durch die Gründung eines Förder- und Trägervereins zu retten. So konnte das Nischenkino für seine Freunde erhalten bleiben und trägt nun weiterhin zur Lebensqualität der Südstadt im Allgemeinen und für Steinbühl im Besonderen bei.

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