Der Nürnberger Stadtteil Klingenhof

Wer nach sichtbaren Zeitzeugen Ausschau hält, die auf den Namensgeber des Nürnberger Stadtteils Klingenhof hinweisen, wird nichts finden. Den Bauernhof gleichen Namens gibt es nicht mehr, der einst an der heutigen Klingenhofstraße stand und dem Ort seinen Namen gab. Stattdessen fällt der Blick auf eine Region, die westlich von Herrnhütte, zwischen der Äußeren Bayreuther Straße und der Bahnlinie angesiedelt ist. Hier befindet sich das Gebiet des Stadtteils Klingenhof, das zum großen Teil aus Industrieflächen besteht. Es finden sich aber auch Wohnhäuser und andere Bebauungsstrukturen, die nicht nur dem Arbeiten, sondern auch dem Leben in Klingenhof dienen. Diese „Lebensräume“ sind überwiegend entlang der Äußeren Bayreuther Straße angesiedelt.

Streift der Blick ein bisschen weiter, hinein in die von Industrie und Schulen gekennzeichneten Stadtteilgebiete, freut sich das Auge über Kleingartenanlagen. Das Grün tut gut, ist es doch auch als gesundes Gegengewicht gegen die fast überwiegende Industrie zu sehen. Weiter hinaus geht der Stadtteil in den Sebalder Reichswald über. Es ist fast so, als ob die naturnahe Lage für die gewerbelastige Struktur entschädigen soll.

Gut gefüllte Fabrikhallen in Klingenhof

Die Kabel- und Metallwerke Neumeyer AG wurden in Klingenhof gegründet. Heute gehört das großzügig bemessene Areal der Firma Riedhammer, die für die Produktion von Industrieöfen steht. Bis zum Jahr 2004 wurde hier noch fleißig produziert. Anschließend wurde das Firmengrundstück mit viel Geschick umfunktioniert. Wo einst Neumeyer Metall tätig war und anschließend Riedhammer Öfen hergestellt wurden, werden heute Oldtimer ausgestellt. Die Werkhallen sind zu Ausstellungsräumen und Veranstaltungsorten umfunktioniert worden – keine schlechte Idee! Die Hallen stammen überwiegend aus den Jahren um 1910, was für sich alleine gesehen aufgrund ihrer Architektur schon einen Besuch wert wäre. Sicherlich fällt bei dieser Gelegenheit auch das ehemalige Verwaltungsgebäude auf, das noch vom Vorbesitzer Neumeyer nach dem Vorbild eines Brandenburger Schlosses erbaut wurde. Der Skulpturenpark dahinter sollte ebenfalls mehr als einen flüchtigen Blick wert sein.

Von Margarine zur Partylocation

Ebenso prägend für den Stadtteil waren die Vereinigten Margarinewerke, die bis zum Jahr 1972 hier ihre Markenprodukte herstellte und in die Welt hinaus schickte. Eines davon – Resi – gab dem noch bestehenden Fabrikgebäude seinen inoffiziellen Namen. Allerdings sprechen die Nürnberger heute nicht mehr von Brotaufstrich, wenn das Thema auf Resi kommt, sondern von Nightlife.

Wo früher Margarine hergestellt wurde, wird heute getanzt und gefeiert. Das Resi ist mittlerweile eine gern besuchte Nürnberger Partylocation. Der Gebäudekomplex stammt ebenfalls aus den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts, was sich durch den typischen Stil der damaligen Zeit bemerkbar macht. Ansonsten ist aus touristischer Sicht Klingenhof eher zweitrangig zu behandeln, was nicht als Nachteil zu bewerten ist.

Klingenhof: Bauernhof – Vorort – Stadtteil

Von der Bewirtschaftung des bereits erwähnten Bauernhofes bis zu den Partys im Resi liegen allerdings ein paar Jahrhunderte. Aus dem Hof wurde zunächst ein kleiner, landwirtschaftlich geprägter Ort vor den Toren der großen Reichsstadt Nürnberg. Auch Klingenhof konnte sich den Eingemeindungswellen nicht widersetzen, wobei der Anschluss an Nürnberg im Jahr 1899 sicherlich auch für den kleinen Ort von Vorteil war. Konnte man sich doch fortan unter den Schutz der Nürnberger stellen und von den Industrialisierungsbestrebungen dieser Zeit profitieren.

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